Gedanken und Einführungen zu Kompositionen

1. Glimpses of Night

    für Sopran, Klavier und kleines Orchester (1958)      Text: Frank Marshall Davis                  

Meine "Glimpses" für Sopran, Klavier und Orchester entstanden 1958 nach der Dichtung "Four Glimpses of Night" des Negerschriftstellers Frank Marshall Davis.

Ich habe den Text in der Originalsprache, also englisch, vertont. Die vier Strophen des Gedichtes - je nach Charakter für Gesang und Klavier, Gesang und Streicher, Gesang und Bläser, Gesang und Schlagzeug konzipiert - sind umrahmt von vier Sätzen für Klavier und Orchester. Die dieser Komposition zugrunde liegende Intervallreihe wurde vorwiegend aus sogenannten "blue notes" gestaltet und gibt so dem Gesangspart seine Eigenart.

Die Komposition ist Carla Henius gewidmet.

          1.1.1.1.-1.1.1.0.-P.S.-Hfe.Klav.-Str.      Dauer: ca. 14 Min.      Ed. Peters 5809     

2. Modi

    für Klavier (1959)                  

Den vier Stücken liegen geometrische Begriffe zugrunde. Die Stücke sind aus den vier Formen/Modi einer Zwölftonreihe (Original-Umkehrung-Krebs-Umkehrungskrebs) konzipiert:

            "Punkte" aus einer Form,        "Linien" aus zwei Formen,        "Flächen" aus drei Formen und        "Räume" aus vier Formen.          

Es kommt also, wie bei den geometrischen Dimensionen, jeweils eine Intervallreihe hinzu. Die Coda der "Räume" ist aus wesentlichen Motiven aller vier Stücke gestaltet.

          Dauer: ca. 9 Min.      Ahn & Simrock     

3. Dialog I

    für Klarinette und Klavier (1960)                  

Kleine Formen - bis zu kleinsten Formzellen - wurden komponiert, kombiniert und montiert.

Tonketten, Komplementärrhythmen, freischwebende Rhythmik, toccatenhafte Erscheinungen, bis ins Letzte ausgenützte Dynamik, plastische Gebilde, abrupte Farbwechsel bilden dieses musikalische Dialogisieren.

Dialoge gegen Monologe. Musikalische Konferenz, Diskussion - Opposition, Spannung und Entspannung.

Der Dialog I ist Hans Deinzer gewidmet

          Dauer: ca. 9 Min.      Ed. Peters 5808     

4. Inventio I

    für Violine solo (1962)                  

Das erste meiner "Inventio-Soli" birgt verschiedene musikalische Ausdrucksweisen in sich:
     Rhapsodische Geste, markante Rhythmik, graziöses Spiel, motorisch-tokkatenartigen Spieltrieb.

Dann: Teile in sehr hohen oder tiefen Tonbereichen, Teile, die von Pizzicati, Trillern oder Eintonumspielungen geprägt sind, verbunden mit verschiedenen Tempo-Varianten.

Einerseits sind gewisse intuitive, improvisatorische Charaktere - andererseits strenge serielle Strukturen erkennbar.

Bevorzugt ist lebhaft bewegtes Geigenspiel, alle Virtuosität bleibt einem kontrollierten Inhalt untergeordnet. Vorausnahmen (Ankündigungen), Vorstellungen, Verbindungen, Fortführungen, Rückläufe, Erinnerungen, Abschlüsse formen das Stück.

          Dauer: ca. 12,30 Min.      Ahn & Simrock     

5. Inventio II

    für Klarinette solo (1962)                  

Das Stück will als eine Etüde für Hörer verstanden werden. Durch intuitives Hören soll der Hörer an Proportionen differenzierten Materials - wie Tongruppen, klingende und nicht klingende Zeitwerte, dynamische Schemata und Formgebilde - gefesselt werden. Mit Absicht wurde dieses Stück für ein Instrument komponiert, welches sich im wesentlichen in der Einstimmigkeit bewegt.

"Inventio II" ist aus 4 - von 4 Intermezzi unterbrochenen - Strukturen und einer aus dem gesamten Material gestalteten Coda gebildet.

  1.         Die 4 Strukturen, welche in jeweils 4 Episoden unterteilt sind, bestehen aus sich addierenden und subtrahierenden Tongruppen, Linien und Pausen (Stillen). Beispiel: 4 Gruppen zu 4 Linien; 3 zu 5; 2 zu 6; -1 zu 7; oder: 2 Pausen zu 1 Gruppe zu 5 Linien; 3 zu 2 zu 3; 4 zu 3 zu 1; etc. Auch die Anzahl der Töne ist gesteuert. Beispiel: 48 (4X12); 36 (3X12); 24 (2X12); 12 (1 X12) etc. Die Dynamik der Strukturen unterwirft sich dem Ablauf von:         
  1. p-f/p-f-p/f;
  2. f/p-f-p/f-p;
  3. f-p/f-p-f/p;
  4. p/f-p-f/p-f.
  1.         Die Strukturen bewegen sich hauptsächlich in den tiefen und mittleren Tonlagen.       
  2. Die Linien (60) treten in 12 verschiedenen Zeitmaßen auf. Jedes Zeitmaß erscheint 5 mal.
  3. Die Pausen (Stillen) sind in kurz - länger - lang - doppelt so lang - noch länger - abgestuft.
  4. Die 4 Intermezzi stellen durch ihre universelle Tongebung, Dynamik und Rhythmik, das entspannende Gegengewicht zu den Strukturen dar. Sie bestehen jeweils nur aus 48 Tönen, welche aus 4 Reihenhalbierungen entstanden sind. Die Rhythmik ist aus einem Schema und seinen Abwandlungen gestaltet.
  5. Die Coda ist aus profilierten rhythmischen Erscheinungen, ausgewählt aus den 4 Elementen des gesamten Materials, (den Gruppen, Linien und Pausen der Strukturen und den Intermezzi) gebaut.

          Dauer: ca. 8,30 Min.      Ahn & Simrock     

6. Konflikte

    für Schlagzeugensemble und Orchester (1963)                  

Zwischen 1962 und 1982 - also im Laufe von 20 Jahren - komponierte ich 7 Werke für Solo-Instrumente und Orchester: "Konturen" für Violine und Orchester, "Konflikte" für Schlagzeugensemble und Orchester, "Strophen" für Klarinette und Kammerorchester, "Bezirk" für Klavier und Orchester, "-einander" für Posaune und Orchester, "nachdenken über .." für Trompete und Orchester, "Musik-Geschichte" für Klavier und Orchester.

Im Grunde könnte ich keines dieser Stücke "Konzert" nennen, denn das Orchester spielt gegenüber dem Solo-Instrument keine untergeordnete, begleitende Rolle. Die Hauptschlagader (das Solo-Instrument) ist mit dem Klangkörper (Orchester) verzahnt und verwachsen - sie ist darin eingebettet. Konturen werden verdeutlicht, verdeckt, um wieder für kurze oder längere Zeit hervortretend Profil zu geben.

Die KONFLIKTE für Schlagzeugensemble und Orchester, schrieb ich im Auftrag des Südwestfunks für das Donaueschinger Musikfest 1963.

Die einsätzige Komposition ist in drei Teile gegliedert, deren Anfang und Ende von den Spielern durch Händeschlag markiert werden. Wesentliche formale Erscheinungen: Kadenzen für Schlagzeuggruppen und Orchesterinstrumente, Klangfarbenblöcke, pyramidenartige Gebilde, Diskant- und Bass-Episoden, "Figur" mit zwölf Versionen, universeller Steigerungs- und Verringerungsprozess, Klangspiel der Schlagzeuger um einen in sich belebten Orchester-Akkord.

Das Klavier ist auf verschiedene Weise als neutraler Faktor eingesetzt.

Um zu einer kompositorischen und klanglichen Verschmelzung zwischen dem Schlagapparat und dem streichenden und blasenden Orchester zu gelangen, vertauschte ich oft die Rollen, welche diesen Klangkörpern üblicherweise zugedacht sind: Das Schlagzeugensemble bekam vorwiegend "lineare" Aufgaben - das Orchester dagegen wurde "schlag-artig" behandelt.

Es ging mir um einen inneren, kompositorischen "Konflikt".

          S.(6 Spieler)-3.2.2.2.-4.2.3.0.-Klav-Str.      Dauer: ca. 30 Min.      Ed. Peters     

7. Modelle (Ballett)

    für Orchester (1964)      bzw. für Tänzer, Instrumente, Texte und Bilder      Buch: Leonhard W. Fischer                  

Diese Komposition besteht aus drei Teilen, deren Titel und Themen, Formen und Dauern, folgendermaßen umrissen sind:

  1. Zeichen - (aneinander vorbei) - offene, punktuelle Momentform -3 Min.
  2. Signale - (aufeinander zu ) - symmetrische Reihungsform - 6 Min.
  3. Kommunikationen - (miteinander-gegeneinander) - Entwicklungs- und Gruppenform - 9 Min.

          1.1.1.Alt-Sax.(od. EH).1.-1.1.1.0.-S.(4 Spieler)-Hfe.Klav.-Str.      Dauer: ca. 20 Min.      Ed. Peters     

8. Inventio III

    für Cembalo (1964)                  

Vorbestimmtes "ostinates Material" - ein Ton im Diskant, ein dreistimmiger Akkord in der Mittellage und zwei Töne im Bass - wird mit dem ganzen Stück konfrontiert und kombiniert, wird in das Stück eingeschmolzen. Welche Wege die Musik auch gehen mag, welche Farben gewählt, welche formale Situationen erfunden wurden, stets begleitet das "ostinate Material" unerbittlich und konsequent das ganze Geschehen.

          Dauer: ca. 5 Min.      Ed. Peters 4848     

9. Konturen

    für Violine und Orchester (1962-1964)                  

Sowohl die Anordnung der fünf Sätze, als auch deren formale Innenstruktur sind symmetrisch gestaltet:

Ensemble I:

Anlauf - Allegro - Allegretto - Presto/Andante/Presto/ - Allegretto - Allegro - Auslauf.

Monolog I:

Violine solo - Orchesterkadenz - Violine solo.

Revue:

Darbietung verschiedener artistischer und scherzhafter Nummern - Reminiszenzen und Vorausnahmen
           als Mittelachse des ganzen Werkes - und wieder verschiedene Nummern.

Monolog II:

Orchester solo - Violinkadenz - Orchester solo.

Ensemble II:

quasi Rondo.

                      2.2.2.2.-4.2.2.0.-P.S.(3 Spieler)-Hfe.Klav.-Str.      Dauer: ca. 25 Min.      Ed. Peters     

10. Katalog

    für einen Blockflötenspieler (1965)            


     Dieser erste meiner "Kataloge" besteht aus den Teilen "Einspiel", "Spiel" und "Ausspiel". Sowohl "Einspiel" als auch "Ausspiel" enthalten drei kontrastierende Phrasen, davon je eine für Sopranino-, eine für Alt- und eine für Bassblockflöte, sozusagen als Vorstellung bzw. Verabschiedung. Die Instrumente werden hier demonstrativ langsam gewechselt. Dagegen ist "Spiel", der Hauptteil des Stückes, eine einzige zusammenhängende Linie, in die der Wechsel der Instrumente durch rascheste Ausführung vollkommen integriert ist. Diese Kantilene wird durch einwurfartige hohe Fortestöße kontrapunktiert, die in Motiven zu 1, 2, 3, 2, 1 usw. Tönen zusammengefaßt sind. In der Mitte von "Spiel" konzentriert sich die Komposition auf eine Umspielung des Tones g2

          Dauer: ca. 7 Min.      Ed. Moeck 5025     

11. Katalog

    für einen Vibraphonspieler (1965)                  

Dieses Stück ist ein "Spiel um einen Kreis", bei dem der Interpret Möglichkeiten zur Mitgestaltung hat. Auf ein 125X86 cm großes Blatt ist in der Mitte ein Kreis aufgezeichnet. Um den Kreis herum stehen neun längere selbständige "Episoden", im Kreis dagegen acht kurze "Spielelemente". Sowohl die "Episoden" als auch die "Spielelemente" sind abwechselnd präzise und graphisch notiert. Man spielt die erste "Episode", dann das erste im Kreis befindliche "Spielelement", an das sich die übrigen in beliebiger Reihenfolge anschließen. Nun folgt die nächste "Episode" und das nächste "Spielelement" mit einer "Kreisrunde" etc. Bei jeder "Kreisrunde" fällt jedoch ein "Spielelement" mehr weg. Verschiedenartige Anschlagwerkzeuge dienen zur Differenzierung der Klangfarbe.

          Dauer: ca. 7 Min.      Ed. Moeck 5027     

12. Strophen

    für Klarinette und Kammerorchester (1965)                  

Die "Strophen" komponierte ich während meines Romaufenthaltes. Es war meine erste kompositorische Arbeit in dieser Umgebung. Eine für dieses Stück wichtige Vorarbeit habe ich allerdings schon vorher während einer längeren Bahnfahrt geleistet: ich machte einen Zeitplan, in dem ich fünf zeitlich sehr unterschiedliche Strophen und deren Verbindungspausen (Stillen) in Gedanken immer wieder vor mir ablaufen ließ, stoppte und mehr oder weniger festlegte. Bei dieser Art von Zeit-Meditation, kam der Stille - nämlich den zwischen den klingenden Teilen liegenden Pausen - eine spezifische Bedeutung zu: Klang/Nichtklang.

Auf der Suche nach möglichst divergierenden musikalischen Formen für meinen Zeitplan kam ich dahin, für die fünf klingenden Strophenteile "variable Formen", eine "Entwicklungsform" und eine "Momentform" zu wählen. Für die 1. und 4. Strophe wählte ich die "variable Form" in zwei verschiedenen Arten: eine große Klarinettenphrase komponierte ich bei der 1. Strophe und dazu fünf in Charakter und Dauer kontrastierende Orchester-Episoden. Die Reihenfolge dieser Episoden und deren Zuspiel zur Klarinette, wird vom Dirigenten spontan frei gewählt. Für die 4. Strophe nun ein umgekehrtes Verfahren: zu einem streng komponierten Ensembleklangteppich werden vom Solisten fünf verschiedene, kurze Phrasen ausgewählt und eingeworfen. Die "Momentform" verwandte ich für die 2. und 5. Strophe. Ich komponierte zunächst einen Satz, welchen ich ungefähr in der Mitte (irgend eines Momentes) teilte, als Strophe 2 und 5 setzte und dazwischen als fremdes, neues Kapitel die 3. Strophe pflanzte: hier nun durchgehende Entwicklung, geschlossene Form.

          1Picc.1EH.1Baß-Klar.1Fag.-1Hr.1Trp.1Tba.-S(2 Spieler)-Hfe.Klav.-2Viol.2Va.1Vc.1Kb       Dauer: ca. 9 Min.      Ed. Peters 5998     

13. Picasso-Musik

    für Mezzosopran, Klarinette, Violine und Klavier (1965-1966)      Text: Pablo Picasso                  

Ich komponierte im Auftrag des Goethe-Instituts 3 x 3 Gedichte von Pablo Picasso, die aus dem Jahr 1935 stammen. Die deutsche Übertragung der Gedichte ist von Paul Celan. Jaime Sabartés, der Freund Picassos erklärt das dichterische Anliegen Picassos mit den Worten: "Picasso will alle möglichen Worte benutzen, die Verben, die ganze Hinterlassenschaft der Sprache, ihre Grazie herausputzen, die Extremitäten vollendeter Sätze verlängern und sie nach Lust und Laune auflösen, mit ihnen spielen, sich ihrer wie Ausgangstüren bedienen, indem er seinen Gedanken die Zügel am Halse lässt, ohne sie loszulassen; die Sprache will er wie eine plastische Materie verwandeln und daraus etwas machen, was nicht mehr dem Redefluss aus seinem Munde gleicht. Aber das Wort ist ebenso schalkhaft wie die Farbe und manchmal noch mehr; es entzieht sich dem Zugriff, und nichts kann es rechtzeitig zurückhalten, es fängt zu singen an, es entreißt der Kindheit eine Erinnerung und wiegt uns zuweilen mit seinen Liebkosungen ein."

          Dauer: ca. 10 Min.      Ed. Peters 8281     

14. - da sein -

    Musik für zwanzig Bläser (1966)                  

- in memoriam Willy Spilling

Der eigentliche Trauergesang ist den drei Flöten zugeordnet. Dieser Gesang wird nach und nach reduziert, um sich dann nach der Mitte des Stückes immer mehr auszubreiten. Die übrigen Bläser - vorwiegend Blech und Hörner - unterbrechen diese Flöten-Elegie an verschiedenen Stellen: zuerst ausgedehnt, dann zunehmend gekürzt. Der Flötengesang nimmt also immer mehr zu, während die vitalen Klangblöcke der übrigen Bläser immer mehr abnehmen. Am Anfang - in der Mitte - und am Schluss des Stückes - stehen unbewegliche Klangkomplexe.

          3.2.2.2.-4.3.3.1.      Dauer: ca. 4 Min.      Ed. Peters 5912     

15. Plan

    für Streicher (1966)                  

Ich wollte mich in diesem Stück nur weniger, sorgsam gewählter Materialien bedienen:

  1. Akkorde = Zusammenklänge aus kleinsten Intervallen - bis zu Vierteltönen
  2. Linien = das heißt hier - kürzer oder länger ausgehaltene Töne
  3. Belebte Linien = Linien, welche nach und nach in Bewegung geraten und umgekehrt
  4. Crescendo- und Decrescendo-Linien = das sind solche, welche sich dauernd dynamisch verändern
  5. Figuren-Gruppen = in sich belebte Klang-Blöcke, Mosaiken
  6. Punkte = kürzeste Töne; con arco, pizzicato, col legno

Es gibt in diesem Stück keine dynamischen Zwischenwerte wie mp oder mf:

Nur p (bzw. pp) und f (bzw. ff), sowie deren kontinuierliche Verbindungen durch Crescendi und Decrescendi.

Die dem Materialvorwurf dazugehörigen, vorgeplanten Rhythmen, Interwalle und Artikulationen, gaben dem Stück eine Methode: Das Ganze wurde zu einem System. Anhang - Mitte und Schluss des Stückes, bitte ich als Décor zu verstehen; ich meine das Klopfen auf Resonanzböden.

Die abwechselnd separate Vorstellung und Mischung des gesamten Materials, könnte entfernt den Gedanken an ein "Concerto grosso" aufkommen lassen. Für diesen (kompositorischen) "Plan" besetzte ich ein möglichst homogenes Instrumentarium, um keines der gewählten "Elemente" durch eigenwillige, hervorragende Klangfarben zu bevorzugen, sondern durch rein kompositorische Funktion hervortreten und darstellen zu lassen: 12 Solo-Streicher: 6 Violinen, 3 Violen, 2 Celli und 1 Kontrabaß.

          6 Viol. 3 Va. 2 Vc. 1 Kb.       Dauer: ca. 6 Min.      Ed. Peters 5982     

16. Passatempo

    per 7 solisti (1967)                 

Ich komponierte dieses Stück im Auftrage des Goethe-Instituts in Rom 1967.

"Passatempo" heißt Zeitvertreib. Doppelter Sinn des Wortes in diesem Falle:

            Der Komponist vertreibt die Zeit, nämlich Tondauern.        Dann: Zeitvertreib = Divertimento.          

Die gleiche Instrumentalbesetzung wie bei I. Strawinskys "Die Geschichte vom Soldaten":

            jeweils ein hohes - und tiefes Holzblasinstrument = Klarinette und Fagott;        jeweils ein hohes - und tiefes Blechblasinstrument = Trompete und Posaune;        jeweils ein hohes - und tiefes Streichinstrument = Violine und Kontrabass;        und zuzüglich ein Schlagzeugspieler.          

Mein Stück hat zwei Sätze:

  1. "Esposizioni" = Auf- und Ausstellung verschiedener Episoden und Strukturen.
  2. "Sei minuti per Haydn" = eine Widmung für J. Haydn. Das Thema aus der Symphonie mit dem Paukenschlag - und des "Kaiserquartetts" wird in 7 Varianten behandelt.

          Klar. Fag. Trp. Pos. Schlgz. Viol. Kb.      Dauer: ca. 13 Min.      Ed. Peters 8033     

17. Inneres

    für Orgel (1967)                  

Inneres ist das erste meiner sechs Orgelwerke und entstand zum Jahreswechsel 1967/68.
     Die Orgelwerke unterscheiden sich in ihrem jeweiligen Charakter und Duktus ganz wesentlich. Was INNERES betrifft, so meine ich damit Verinnerlichtes, auch Meditatives: Ein subjektiver musikalischer Bericht.
     Obwohl ich dazu neige, interessierten Freunden von der Architektur einer kompositorischen Arbeit zu berichten, fällt es mir bei diesem Stück doch etwas schwer, da seiner Struktur kein eigentliches System zugrunde liegt. Aber ich kann von unterschiedlichen Stimmungen, bizarren, unruhigen und zerbrechlichen Rhythmen sprechen, auf empfindliche Umspielungen liegender Akkorde und Konzentration auf den Ton G aufmerksam machen. Vielleicht erkennt man Zusammenhänge verschiedener Proportionen, das Zu- und Abnehmen musikalischer Gebilde. Anhaltende Tiefe und hohe Klangepisoden, bewegte, fast ängstliche und scheinbar leblose Erscheinungen sind zu erkennen. Tonale Harmonien wachsen aus dichten Klangknäueln, um wieder darin unterzutauchen. Abgesehen von einigen Forte-Ausbrüchen, die Bewusstsein bewirken wollen, ist mein Orgel-INNERES eher ein zurückgezogenes, fast scheues Stück.

          Dauer: ca. 8 Min.      Ed. Peters 8047     

18. Landschaftspartitur

    für Klavier (1968)                 

Dieses Klavierstück komponierte ich zum Jahreswechsel 1968/69.

1957 lernte ich den Nürnberger Maler Egon Eppich kennen. Ich sah seine Bilder - er hörte meine Musik - (er war über die graphischen, für ihn landschaftsähnlichen Partituren erstaunt und angeregt) - und wir profitierten beide voneinander. Wir beobachteten seit dieser Begegnung gegenseitig unsere Arbeiten. Schließlich überraschte mich der Maler mit einem Zyklus von Graphiken, die er "Landschafts-Partituren" nannte. 1968 übernahm ich diesen Titel und komponierte meine "Klavierlandschaft".

In meiner "Klavierlandschaft" gibt es 3 plastische Positionen:

            Die Höhen (also Musik im Diskant) -        die Mitte (deutlich erkennbar durch ein immer wiederkehrendes, jedoch stets abgewandeltes Fünf-Tonmotiv) -        die Tiefen (also Musik im Bass) -        und letztendes das ganze Panorama, die totale Landschaft.          

Alle Klänge, alle Konturen und Profile werden miteinander vermischt, werden miteinander verzahnt, gehen ineinander über. Eine Landschaft: meine musikalische Landschaft.

          Dauer: ca. 7 Min.      Ed. Peters 8061     

19. Programm I

    für Cembalo und Tonband (1969)                  

Das Stück entstand 1969 im Auftrag der Schweizer Cembalistin Antoinette Vischer.
     Es handelt sich bei "Programm I" um einen Dialog zwischen dem Cembalo und einer Tonbandmontage verschiedener Klang- und Geräuschelemente - wie Schreibmaschinetippen, Straßengeräusche, Sprechstimmen, Elektronikklänge, Kurzwellengeräusche und Musikzitate.

    Dauer: 3,39 Min.      Ed. Peters 8062     

20. Edition

    multiple Musik für variable Besetzungen (1969)                  

"Edition" ist ein Stück, in dem die Form insgesamt und ihre Innenwelt, die Tonbereiche, Lautstärke und Spielarten klar vorbestimmt sind. Innerhalb dieses "Rohbaus" - dieser Struktur - soll man sich jedoch möglichst frei bewegen.
     Das Grundmodell entstand 1969. Inzwischen wurden vom Komponisten ca. 30 verschieden besetzte "Editionen" eingerichtet.

          Dauer: ca. 5-6 Min.      Ed. Peters 8063     

21. Bezirk

    für Klavier und Orchester (1969)                  

Vier gleich große "Randbezirke" umzäunen 4 verschieden große "Hauptbezirke", die sich in Lage (Diskant-Bass-Universallage), Dynamik und Instrumentationsablauf jeweils spezifisch unterscheiden. Das Zentrum des Stückes bildet die "Cadenza" mit einer Art Orchester-Obelisk als Kulminationspunkt.

          1.2.2.1.-1.1.0.1.-S(2 Spieler)-6 Viol. 3 Va. 3 Vc 2 Kb      Dauer: ca. 13 Min.      Ed. Peters 8109     

22. Musik im Diskant

    für Sopranblockflöte, Cembalo und Schlagzeug      oder: Piccoloflöte, Klavier und Schlagzeug (1970)                  

Das Stück ist auf Anregung und Bestellung von Gerhard Braun 1970 entstanden.

Es gibt wenig zu erklären. Man hört worauf es mir ankam, nämlich Musik in den höchsten Tonlagen - im Diskant - zu komponieren.

Es ist ein helles, heiteres Stück geworden. Für den Schlagzeugpart wählte ich unübliche Gegenstände d.h. Glasflaschen, Blechbüchsen, Autobremstrommeln, Sandblöcke und eine Kinderblechtrommel.

Musik im Diskant = Musik im Diskant!

          Dauer: ca. 6 Min.      Hänssler-Edition 11.403     

23. - einander

    für Posaune und Orchester (1970)                  

Die Solo-Posaune als Individuum wird mit dem Kollektiv des Orchesters in 13 Stationen durch verschiedene musikalische Gesten und Proportionen in Beziehung gebracht, und zwar voreinander - umeinander - auseinander - gegen- und nebeneinander - über- und durcheinander - ineinander - für- und beieinander - miteinander - unter- und aufeinander - von- und nacheinander - zueinander - aneinander - hintereinander. Diese 13 Stationen folgen entweder abrupt aufeinander oder werden flexibel miteinander verschmolzen. Anfang, Mitte und Ende der Komposition bilden unbewegliche - "denkmalartige" - Dreiklänge in den symbolisch gedachten Tonarten A-D.

          3.3.3.3.-5.3.3.1.-S(3 Spieler)-Klav.-Str.      Dauer: ca. 13 Min.      Ed. Peters 8056     

24. Pyramide für Igor Strawinsky

    für Kammerensemble (1971) / für Ensemble (16 Spieler)                  

Unmittelbar nach dem Tod von Igor Strawinsky (1971) komponierte ich diese Würdigung.

In der Art einer Pyramide in geometrisch unterteilten Formen, gibt es ein Klangspiel mit überlagerten Zitaten aus Werken von Strawinsky, für die drei Instrumente Harfe, Klavier und Cembalo. Das ganze Zweiminuten-Stück wird getragen vom d' - summenden Ensemble. Ein Stück? - eher eine Geste.

          1.1.1.1.-1.1.1.0.-S.(1 Spieler)-Hfe.-Klav.-Cemb. 2 Viol. 1 Va 1 Vc 1 Kb      Dauer: ca. 2 Min.      Ed. Peters 8161     

25. Kunst-Stoff

    für Elektro-Klarinette, präpariertes Klavier und Tonband (1971)                  

Als Hans Deinzer von seiner Neuanschaffung - ein Kontaktmikrophon mit Verstärker und verschiedenen Vorschaltungsmöglichkeiten, die den Klarinettenklang elektronisch verändern - erzählte, war es genau das, worauf ich gerade wartete, denn ich war zu jener Zeit außerstande, für den natürlichen Klang eines traditionellen Instrumentes zu komponieren. Da stand mir also diese Elektro-Klarinette mit ihrem überaus künstlichen Klang zur Verfügung und es war klar, dass auch das Klavier einer gewissen Manipulation unterzogen werden musste. Das dritte "Instrument" war das Tonband, auf das ich eine Collage von elektronischen Klängen und (oder) menschlichen Stimmen produzierte.

Dem Andenken an Colt (Werner Hörl), den unvergessenen Freund und Jazz-Schlagzeuger, ist dieses Stück gedacht. Der tragische, nahezu groteske Tod dieses Mannes, durch elektrischen Schlag, erweckte in mir zu jener Zeit, als es passierte und als dieses Stück komponiert werden sollte, die zwiespältigsten, absurdesten Gedanken. Es entstand bei mir eine Art künstlicher Denkstoff, welcher sich in einen künstlichen Klangstoff ("Kunst-Stoff") umwandelte.

Kompositionsauftrag der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

          Dauer: ca. 14 Min.      Ed. Peters 8176     

26. Stundenbuch

    für 12 Stimmen und 12 Bläser (1972)       Text: Eugen Gomringer                 

Man kann von meditativen Konstellationen sprechen; vielleicht ist die sakrale Form des litaneihaften Sprechens nicht allzu fern.

In Übereinstimmung mit der vollen Zahl der Tagesstunden beschränkt sich der Text auf 24 Worte (diesen entsprechen in der Komposition 12 Stimmen - 3 Soprane, 3 Altstimmen, 3 Tenöre, 3 Bässe - und 12 Blasinstrumente - 2 Flöten, Oboe, Englisch Horn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete und Posaune), die durch Vorsetzen von »mein« und »dein« variiert werden.

Das Stilmittel des »Stundenbuches« könnte als Reduktion bezeichnet werden, als eine Rückführung auf das Wesentliche. Alle Worte stehen in einem Bedeutungszusammenhang, der sich durch Variationen und Kombinationen verdeutlicht. So entstehen immer neue »Sternbilder« aus diesen Worten (und Klängen) je nachdem, wie die Beziehungen gesetzt werden. Es entsteht ein vielschichtiger Dialog, eine Zwiesprache mit den Dingen bzw. der Dinge untereinander. Der klare, einfache Text Eugen Gomringers war bestimmend für die rhythmische Architektur der musikalischen Konstellationen, für den Gesamtgestus, den Stil überhaupt. Die Komposition hat 9 ineinander übergehende Teile - bestehend aus einem Vor- und einem Nachwort (beide a cappella) - den vier Textteilen und drei, die Textteile unterbrechenden Stationen (a-Klangflächeninhalte, b-Bläsermosaik, c-Meditation).

Es gibt einen Zentralton, der immer wieder auftaucht, bestimmend ist, das Stück durchwirkt und trägt: D'.

Die Komposition entstand 1972 im Auftrag der St. Matthäus-Gemeinde, Erlangen, und wurde im Mai des gleichen Jahres uraufgeführt.

          3 Sopr. 3 Alt. 3 Ten. 3 Bass.      2 Fl (1. auch als Picc.) 1 Ob. 1 EH. 1 Kl. 1 Baßkl. 2 Fg. 2 Hr. 1 Trp. 1 Pos.      Dauer: ca. 15 Min.      Ed. Peters 8201     

27. Commission

    für Stimme (Bariton) und Kammerensemble (1972)      Text: Ezra Pound                  

Ich habe verschiedene Gedichte, die der amerikanische Dichter EZRA POUND (1885-1972) im Jahre 1916 schrieb, um das gleichzeitig entstandene Hauptgedicht »Commission« gruppiert. Gesungen wird englisch, gesprochen hin und wieder, wo ich es für nötig hielt, deutsch. An verschiedenen Stellen verwendete ich Worte aus den verschiedenen Gedichten und stellte sie als verbindende Teile zwischen geschlossene Gedichte, so dass ich eine bestimmte Textstruktur erhielt.

Besetzung: Stimme (Bariton) und Kammerensemble (Flöte, Klarinette, Posaune, Violine, Violoncello, Kontrabass, Klavier, Elektroorgel, 2 Schlagzeuger).

»Commission« entstand 1972 im Auftrag des Süddeutschen Rundfunks und wurde im Dezember des gleichen Jahres in Stuttgart uraufgeführt.

Übrigens fügte es der Zufall, dass in den Tagen, da diese Komposition beendet wurde, die Nachricht vom Tode Ezra Pounds um die Welt ging.

          1.0.1.0.-0.0.1.0.-S(2 Spieler)-Klav-El.Org.-1Viol. 1 Vc. 1 Kb      Dauer: ca. 10 Min.      Ed. Peters 8208     

28. Plakat

    für Orchester (1973)                  

Wir leben in einer Plakatwelt. Überall wird auf optischem, verbalem oder akustischem Wege auf irgend etwas aufmerksam gemacht, für irgend etwas geworben. Gute Plakate haben mich von jeher angezogen - ich besitze eine ganze Sammlung davon. So kam ich auf den Gedanken, ein musikalisches Plakat für Orchester zu schaffen. Ich habe dieser Komposition folgenden Leitsatz vorangestellt:


Dieses Stück ist ein Plakat,
             ein musikalischer Anschlag,
             ein Aushang, eine Anzeige,
             eine öffentliche Bekanntmachung.
             Dieses Stück wirbt für Orchester


Dieses Großplakat besteht aus 13 miteinander verbundenen und in Beziehung gebrachten Kleinplakaten (Anschlägen Aushängen, Bekanntmachungen). Vorwiegend spielt das ganze Orchester (Tutti). Ab und zu auch größere und kleinere Gruppen. Kaum treten einzelne Instrumente in solistischer Eigenschaft hervor. Das ganze Orchester soll plakativ wirken. Ich will überraschen, aufmerksam machen. Ein Plakat, das durch seinen musikantischen Nerv zum Zuhören einlädt -zwingt. Denn schließlich ist dies eine Werbemusik für Orchester.

Mit Unterbrechungen arbeitete ich im Zeitraum von eineinhalb Jahren an der Komposition und beendete sie am 1. August 1974. Das »Plakat« entstand im Auftrag der Stadt Bonn und wurde dort im Dezember 1974 uraufgeführt.

          3.3.3.3.-4.3.3.1.-S. (3 Spieler)-Hfe. Klav. El.Org. - Str.      Dauer: ca. 11 Min.      Ed. Peters 8373     

29. D. E. Memorial

    (Duke Ellington zum Gedenken)      für Posaune solo (1975)                  

"Floating" - "swaying" - "always soft" wird diese Meditation auf den Tönen d (Duke) und e (Ellington) am Anfang und Ende - und dazwischen immer wieder kurz zitiert - zur Hauptschlagader des Stückes. Dieser "Gesang" wird unterbrochen von aphoristischen "jazzlike"-Episoden, die entfernt an den Ellington-Sound erinnern sollen. In der Mitte dieses "Denkmals": ein kadenzartiger Teil in freischwebender Rhythmik, verschiedene musikalische Gesten und Bewegungen verschmelzend. Das Ende des Stückes: ein Ende.

Das Stück habe ich Armin Rosin gewidmet.

Kompositionsauftrag der "International Trombone Association, USA".
     Uraufführung: USA: 1975

          Dauer: ca. 11 Min.      Ed. Peters 8373     

30. Katalog

    für eine Stimme      (für alle Stimmlagen)                  

Der Bau des Stücks folgt in gewisser Weise den Gesetzen der Reihungs-Form, wobei in verbindender Funktion verbales Material verwendet wurde. Wie bei den beiden ersten "Katalogen" ging es mir auch hier darum, alle Möglichkeiten des "Instruments" in differenzierter und raffinierter Weise zu komponieren, also die menschliche Stimme in universeller Behandlung: Geräusche, phonetische Artikulationen, Phrasen, Arien, Solfeggi, Worte, Sätze, Texte, Gesten ... Hör mal!

          Dauer: ca. 10 Min.      Ed. Moeck 5180     

31. 1. Sinfonie

    für Orchester (1975)                  

Einstimmig - Vielstimmig - Stillstand - Belebung l - Auflösung -Belebung II

  1. Einstimmig (ca. 5 Min.)
  2. Das ganze Orchester spielt stets unisono, hin und wieder in Verdopplungen bis zu fünf Oktaven. Bis auf wenige Stellen wird ohne Vibrato gespielt. Dadurch ist ein fahler, morbider Ausdruck beabsichtigt. Zwiespältigkeit von Rhythmik und dramatischem Gestus einerseits und den melodischen Tonfolgen andererseits erzeugt den Eindruck einer Musik zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert.
  3. Vielstimmig (ca. 4 Min.)
  4. 100 verschiedene polyphone Episoden für die vier Instrumentalgruppen Holzbläser, Blechbläser, Streicher, Schlagzeug mit Klavier überlagern sich in eine Art Vielchörigkeit, lösen sich ab, werden miteinander verzahnt: »Universalconcerto«.
  5. Stillstand (ca. 3 Min.)
  6. Dieser »horizontale« Teil ist aus liegenden oder repetierten bisweilen an- und abschwellenden Akkorden gebildet, die allen denkbaren Arten von tonaler, polytonaler und atonaler Harmonik entstammen.
  7. Belebung l (ca. 1 Min.)
  8. Ausbrechen der Tonhöhen aus genauer Bestimmung bei präzise notiertem Rhythmus und einer übergeordneten dynamischen Steigerung.
  9. Auflösung (ca. 2 Min.)
  10. In vier verschiedenen Strukturen auf verschiedenen Ebenen (einem konzertierenden Sextett, einer »tonalen« Melodie, einer Rhythmusgruppe und Akkordschlägen) finden systematische Verzögerungen statt und erzeugen den Charakter des Abnehmens, der Auflösung.
  11. Belebung II (ca. 1 Min.)
  12. Zwölf verschiedene Instrumentalgruppen gehen gemeinsam einen vorgeschriebenen dynamischen Weg: Scheinvereinigung. Der romantisch schwärmende Versuch einer Neubelebung kommt in Gang.

Ein signalartiges Dreitonmotiv erscheint wie eine Wegmarke in sechs Varianten an sechs verschiedenen Stellen der sechs Teile.

Die Komposition entstand 1975 im Auftrag des Gemeinnützigen Vereins Erlangen zu dessen 100jährigem Bestehen und wurde im Januar 1976 uraufgeführt.

          3.3.3.3.-4.3.3.1.-S.(3 Spieler)-Klav.-Str.      Dauer: ca. 17 Min.      Ed. Peters 8405     

32. Extras

    15 Stücke für Klavier (1972, 1976, 1977)            

  1. Beat-less
  2. Armstück
  3. miniAtour
  4. fünf laute rechte weiße
  5. auf Takt
  6. fünf leise linke schwarze
  7. noMetro
  8. Compagne (di Mozart)
  9. Fauststück
  10. Selbstgespräch mit Interpunktion
  11. C-Schatten
  12. for Fred Astaire
  13. im ...
  14. Fingerstück
  15. Percussion-Piano

15 EXTRAS für - mein Klavier und mich -

Meine Aufgabe: Die Dichte der Ereignisse auf knappem Raum.

Jeder Stück-Titel bedeutet: Das Stück selbst.

          Dauer: ca. 45 Min.      Ed. Peters 8434     

33. Locomobile

    für Klavier zu vier Händen (1977)          

LOCOMOBILE =

ortsfeste oder fahrbare Kraftmaschine.

LOCOMOBILE =

Maschinenstück für Klavier zu vier Händen -
           oder: Tanzmusik einer Siebenachtel-Maschine für Klavier zu zwanzig Fingern.

Eine Maschine kann ein feines Instrument sein, natürlich kein Musikinstrument - oder doch? Ein Musikinstrument wie das Klavier kann in gegebenem Fall auch eine feine Maschine sein, wenn man es so "bedient", wie dieses Stück es erfordert

LOCOMOBILE entstand 1977.

          Dauer: ca. 5 Min.      Ed. Moeck 5198     

34. WIR

    Kommunikationen für Streichquartett (1978)                  

Gedanken zu meinem Streichquartett:

Da gab es für mich keinen Zweifel, keinerlei Abwägungen: Falls ich einmal ein Streichquartett komponieren würde, sollte es WIR heißen. Und jetzt, da es soweit ist und die für mich einzig in Frage kommende Idee feststeht, wähle ich folgenden Gesamttitel:

  WIR - Kommunikation für Streichquartett

Weitere Gedanken zu WIR:

Wenn ich an "Das Streichquartett" denke und eben jetzt bei der Arbeit ganz konkret denken muss, denke ich an den Begriff WIR. WIR - das bist du und ich, oder einige Zusammengehörige, eine Gruppe von Freunden, oder eine Familie, eben: WIR! Aber WIR nicht als starrer Gruppenblock ohne individuelles Eigenleben, sondern ein um innere Kommunikation ringendes Quartett, dessen von mir zu untersuchende und aufzuzeigende Eigenschaften und Probleme in drei Teile gegliedert werden sollten: WANDERUNGEN, IRRWEGE und RICHTUNGEN.

Vor und während der Arbeit immer wieder diese Vorstellungen und zweifelnde Gedanken: Kann ich denn als Komponist heute noch mit der Komposition eines Streichquartetts zu der großen Zahl von Meisterwerken, die uns aus verschiedenen Epochen für diese Königin aller Instrumentalbesetzungen vorliegen, in Konkurrenz treten: Was gibt es für mich noch zu tun? Alle formalen und instrumentalen Möglichkeiten sind ausgekostet, alle Wege wurden wiederholt beschritten.

Dann sah ich meine Chance darin, mich dem Streichquartett von einer außermusikalischen Idee her zu nähern und es so zu benützen, dass ich menschliche Eigenschaften, menschliche Verhaltensweisen aufzeige, sie gewissermaßen auf diese geschlossene Instrumentengruppe, die wiederum von einer Gruppe von Menschen gespielt wird, übertrage.

So will ich verstanden werden: Ich erzähle eine Geschichte von UNS und WIR - das STREICHQUARTETT - legt sie dar. Alle musikalischen Gesten, ob alt oder neu, dienen dann letztlich in ihrer Gestalt ausschließlich meiner ganz subjektiven Darstellung: Es ist "mein Stück".

  1. Gemeinsame WANDERUNGEN (Dauer: ca. 4 Minuten).
           Ein Gruppenerlebnis? Ja, aber dann nach und nach das Ausbrechen der einzelnen Spieler zu eigenen Wegen.
  2. Vorherrschende innere Unruhe, Unsicherheit, Uneinigkeit, Zwiespältigkeit. Die individuelle Kraft einer, zweier, dreier, vierer verschiedener Persönlichkeiten in den IRRWEGEN (Dauer: ca. 5 Minuten).
  3. Der Versuch, positive, gültige, gemeinsame RICHTUNGEN (Dauer: ca. 6 Minuten) vorzuschlagen, zu untersuchen, anzustreben, anzusteuern. Und als Richtungsbasis einerseits ein immer wieder verändert dargebotenes Viertonmotiv, andererseits der dazwischenliegende, ebenfalls stets verschieden präsentierte Zentral-Leit-Richt-Ton, das "es". Dann, gegen Ende, "Ziele": das sind Vorschläge, Angebote, Möglichkeiten, Resultate und ich stelle sie vor, als eine von vielen Lösungen.

WIR werden hören.

(Geschrieben im Mai 1978, inmitten der Komposition, das Ende im Auge).

          Dauer: ca. 16 Min.      Ed. Moeck 5212     

35. "nachdenken über .."

    fünf Legenden für Trompete und Orchester (1978-1979)                  

Das Werk entstand 1979, motiviert durch den Tod des Freundes Sebastian Kelber, und wurde am 23. Juni des gleichen Jahres von Chandier Götting, Trompete, und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Gary Bertini in Nürnberg uraufgeführt.

"Eine musikalische Biographie", oder der subjektive, private Bericht aus der Sicht des Freundes, des Vertrauten.

Ich berichte, erzähle, greife zurück, greife vor, Erinnerungen, unvergessliche Situationen, Gespräche, Diskussionen, Fragen und Antworten, Besinnung, kontrastierende und übereinstimmende Gedanken.

"nachdenken über": Sebastian Kelber. Leben und Tod und?

    (Titel der einzelnen Teile aus dem Wortbegriff 'Nachruf'):     

l. Ruf nach II. Ruf III. Nachruf nach IV. Nach V. Nachruf

  1. Im ' Ruf nach': ein Motiv aus einigen Tönen, den Namen des Freundes in immer wieder veränderter rhythmischer Form sagend, rufend, klagend, heraufbeschwörend - wie eine Meditation um und über den Namen, der 'Ruf nach. . .'. Und gegen Ende, wie ein Schimmer aus der Ferne, der Gesang der anderen Instrumente mit dem alten guten Lied 'Mein junges Leben hat ein End'.
  2. Dann hinein in ein unentwegtes, unaufhaltsames, rastloses, überstürztes, durch innere Unruhe geprägtes Spiel, der ' Ruf'. Aufeinanderprall mehrerer typischer, äußerst vitaler Eigenschaften. Ein Stück voller Hektik, der Superlative. Die Konzentrierung, Komplexierung verschiedener Temperamente. (Eine Choralmelodie, die ich, nach Worten von Gryphius, in meiner Jugend komponierte, durchzieht wie ein Klangband und gleichzeitig wie eine rhythmische Formel, dieses kurze, jedoch heftige Kapitel).
  3. Wie eine Litanei der ' Nachruf nach'. Ein Dialog 'du und ich'. Miteinander. Bezugnehmen. Und später im Stück; Warnung, Drohung.
  4. ' Nach'. Das ist der Bericht danach. Eine Chronik? Die Polyphonie der Streicher wie eine Legende 'über' dem bereits Geschehenen, immer wieder im Stillstand dem Erzählenden lauschend. (Einfall-Ausfall-Unfall-Zufall?)
  5. Im ' Nachruf': alle vorausgegangenen Gedanken tauchen wieder auf - erinnern. Unbegreifliches/Geschehenes.

Nicht nur ein Epitaph oder ein Epilog. Immer wieder die Kraft der Ausweglosigkeit, des Nichtkorrigierbaren: die Ohnmacht gegenüber dem bereits zur Legende gewordenen Passierten. Der harte Einschlag, die Erschütterung.

Nochmals ein Rückblick. Das Lied '... ein End' und im Dialog der Choral mit dem Ruf-Motiv - unterbrochen von Schlägen - ein Abgesang.

Fragen um die Trompete.

Sebastian Kelber war für mich der denkbar beste Blockflötenspieler. Wie könnte ich jetzt für dieses Instrument ein Gedenkstück schreiben, das dann ein anderer spielt?

Die Trompete verkörpert den Erzähler, den Berichterstatter, den Biographen, den Chronisten - oder den Prediger? Und das Orchester? Es ist die Umgebung, es sind die Anderen, das Interieur und die Auseinandersetzung mit diesen Realitäten.

Welche musikalischen Materialien habe ich zu solch einem Stück verwendet? Es bleibt 'unser' Geheimnis".

          3.3.3.3.-1 Sax.-4.3.3.1.-S.(3 Spieler)-Str.      Dauer: ca. 23 Min.      Ed. Peters 8461     

36. Der Läufer

    für gemischten Chor a cappella (1979)      Text: Wolf Peter Schnetz                  

Hauptgedanken: "Mit der Unendlichkeit Schritt halten, Schritt für Schritt". "Nicht fallen". "Jeder Schritt ist ein Sterben". "Alles ist Raum". "Ich werde mich selbst noch erreichen".

Einerseits das Erleben eines Laufes. Andererseits der Lauf eines Lebens.

Mein drängender Wunsch, diese Worte, Sätze, Gedanken zu Musik zu machen, nicht daran entlang zu klingen, sondern ein starkes Begehren nach Durchdringung, gar nach Besitzergreifung.

Eine komplexe kompositorische Darstellung und Verarbeitung dieses Textes konnte ich meiner Überzeugung nach nur durch nahezu gleichzeitiges Sprechen und Singen erreichen. Der gesprochene Text wird von zweimal vier Einzelstimmen (die jeweils links und rechts vom ausschließlich singenden Hauptchor - Tutti - platziert sind) dargeboten. Differenzierte Rhythmen, teilweise punktuell auf den ganzen Chor bzw. seine verschiedenen Gruppen verteilt, Linien, Akkorde, Blöcke, Polyphonien, heterogene Einwürfe, geräuschartige Artikulationen und Impulse und - nach einem neutralen Punkt, der zwischen Ende und Beginn zweier Teile steht - eine kontinuierliche Steigerung - dann Abnahme in einen "Zustand" von Worten, Vokalismen, Zahlen, Metren, Schritten, Farben:

all' diesen Vorstellungen konnte ich nicht widerstehen - und so habe ich dieses Stück gemacht.

          Kompositionsauftrag des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart      Dauer: ca. 12 Min.      Ed. Peters 8454     

37. Laudate Lignum & Pendant

    Zwei Stücke für Marimbaphon solo (1980)                  

LAUDATE LIGNUM für Marimbaphon solo (1980)

LAUDATE LIGNUM einerseits bezogen auf das "zu lobende Holz", andererseits auf das Instrument: das MARIMBAPHON.

Meiner "quasi una Fantasia" liegt eine "Musik-Geschichte" zugrunde, deren Dramaturgie diesen Vorstellungen entspricht:
      Vorstellung-Berührung-Vorbereitung-Verbindung-Störung-Spannung-Beunruhigung-Hetze-Schläge-Ohnmacht-Erwachen-Besinnung + Erkenntnis-Bewegung-Aufstand-Sturm-Ruhe-"gebrochener" Choral.

Afrikanischen Ursprungs, kam das Marimba über Mittelamerika erst in den 40er Jahren in den europäischen Konzertsaal. Für mich persönlich ist es das schönste, edelste und in gewissem Sinne natürlichste Holzschlaginstrument.
    
    

PENDANT für Marimbaphon solo (1980)

hier im besten Sinne des Wortes "Gegenstück", beruhigende "Ergänzung".

Formale Fakten: Umkreisung des Tones H in sechs verschiedenen Episoden, unterbrochen von fünf sich nach und nach reduzierenden Intermezzi. Die im Verlauf der Komposition verwendeten 58 verschiedenen lateinischen Wörter, sind als rhythmischer Sprachzusatz (Impuls) zu verstehen.

Beide Stücke entstanden im Auftrag der Stadt Erlangen 1980.

          Dauer: ca. 8 + 4 Min.      Ed. Moeck 5238     

38. Wie das Andante, so ist sie

    Beschreibung für Violine und Klavier      oder: für Viola und Klavier (1981)                  

Bereits 1976 kam ich auf die Idee zu diesem Stück und fand damals auch gleich den richtigen Titel 'wie das Andante, so ist sie'.
     Mozart beschrieb in einem Brief an einen Freund eine gewisse Frau und verglich sie mit einem (für sie komponierten) "Andante" - e vice versa - das Andante ist wie sie.

Folgender (heikler) Umstand tritt hier bei meinem Stück ein: Gespielt wird auf beiden Instrumenten, auf der Violine und dem Klavier, in einem relativ kleinen, abgegrenzten Tonbereich, nämlich zwischen dem G und dem E (der untersten und obersten Violinsaite). Das Stück erfordert jedoch eine besondere Stimmung, d.h. die E-Saite wird zum Es, die A-Saite zum As heruntergestimmt: also Es - As - D - G. Mit dem Bogen wird nur auf der G-Saite (die eigentliche "Melodie", die "Kantilene", das "Andante") gestrichen, die "übrigen" 3 Saiten werden à la guitarra gezupft. Das Klavier spielt in diesem Tonbereich, eingebettet in einen "idyllischen" Raum. In diesem Stück gibt es kein Forte. Es wird leise zwischen Pianissimo und Mezzopiano gespielt: con sordina.

Die 23 Portraits, Beschreibungen, Strukturen werden durch auskomponierte "Stillen", liegende Klavierklänge oder rhythmische Klopfzeichen der Violine getrennt. (Die letzte Struktur: ein verborgendes rhythmisches Zitat eines "Andante" von Mozart, nicht erkennbar - höchstens spürbar).

Das Stück ist Lydia Heider zugeeignet.

          Dauer: ca. 8 Min.      Ed. Moeck 5250 a/b     

39. Drei Flöten-Ornamente

    für Flöte solo (1963, 1981)           

  1. Flöten-Ornament (1981) - Geburtstagsmusik ("Ankunft")
  2. Flöten-Ornament (1963) - Hochzeitsmusik ("Vereinigung")
  3. Flöten-Ornament (1980) - Trauermusik ("Abschied")

Alle drei Stücke sind persönliche Widmungen - Geschenke; eben zu bestimmten entscheidenden Anlässen komponiert.

Zur Architektur dieser "Ornamente" will ich eigentliche nichts sagen, es könnte gar ablenken von dem, was vielleicht jeder, durch die Musik in eine bestimmte Stimmung versetzt, selbst aufspürt, erfährt und empfindet.

          Dauer: ca. 12 Min.      Universal Edition 17 285     

40. La Leggenda di Sant'Orsola

    - musica per Vittore Carpaccio -      für drei Tenorblockflöten (1981)                  

Das Stück - eine Bestellung des Blockflötenensembles Gerhard Braun - entstand im Frühsommer 1981 und ich kann über die Beweggründe dieser Arbeit kurz folgendes berichten: Vor vielen Jahren sah und bewunderte ich erstmalig in der Accademia zu Venedig den Bilder-Zyklus "La Leggenda di Sant'Orsola" Vittore Carpaccios.
     (Carpaccio wurde 1455 geboren und starb 1526; der Bilder-Zyklus wurde 1495 in Venedig beendet.)

Formen, Farben, Sensibilität, Gestaltung, Durchdringung, Transformation des Themas - der Legende - ins Bildnerische, machten auf mich einen eminenten Eindruck und ich wollte bald ein "Pezzo per Carpaccio" entwerfen. Die Absicht blieb liegen, wich anderen Projekten und inzwischen wiederholte ich einigemale meine Betrachtung des Werkes von Carpaccio. Und - erst jetzt - entschloss ich mich endgültig zur Realisierung des Planes. Doch nicht zu einer lediglich persönlichen Widmung für den Maestro konnte ich mich entschliessen, sondern parallel zu seinen 10 Bildern wollte ich eine kompositorisch expressive Version - möglichst objektiv, falls dies überhaupt möglich ist - schaffen. Also: durch die Anlegung dieser Legende, über Carpaccios Impression, zu meiner Aussage zu gelangen war mein Ziel. Konsequenzen in Form, Zeitablauf, Tonfolgen, Gestik, bis hin zur Wahl des Instrumentariums, sollte das Stück begreifbar machen.
     Drei Tenorblockflöten: dieser tieferliegende Klang, so sollte es sein. Zehn Teile, Bilder, Strukturen, Episoden in gleich umfassenden Zeitmaßen - nämlich jeder in genau 50 Sekunden - zu einem Ganz-Stück verschmolzen. Jeder dieser Teile beinhaltet den durch Carpaccio bezeichneten Bildtitel.

Programmmusik? - Nein, oder doch? Jedenfalls ein Programm im zweideutigen Sinn von "l'art pour l'art".

          Dauer: ca. 8 Min.      Ed. Moeck 2525     

41. Rock-Art

    für Sinfonieorchester (1981)                  

Der Titel Rock-Art = Rock-Kunst; oder: in der Art des Rock.

Ich habe nicht Rock-Musik auf Symphoniker übertragen. Vielmehr ging es mir darum, die rhythmischen Elemente des weltweiten Rock-Phänomens auf kompositorische, differenzierte, kunstvolle Art einzufangen und möglichst komplex zu verarbeiten und darzustellen.

Soli, Gruppen und Tutti zeigen diese spezielle Rhythmik einerseits klar erkennbar, andererseits aber auch in zweideutiger, polyrhythmischer und polyphoner Weise.
     Das richtige Erkennen des Stückes setzt eine stilistisch überzeugende Spielweise voraus: Plastische, gar deftige Phrasierung; weniger federnde Jazz-Rhythmik, mehr bewusstes Ausspielen des barockverwandten Rock-Achtels; präzises Durchhalten der typischen Tempi; kontrastreichste Dynamik.
     Und erst gegen Ende des einsätzigen, in elf Episoden unterteilten, jedoch durchlaufenden Stückes beherrschen die vier Schlagzeuger das symphonische Spiel des vorher dominierenden Orchesterapparates durch eine "Rock-Orgie".

Übrig bleiben alle Melodieinstrumente vereint zu einer einzigen Stimme - vereint auch im gemeinsamen "Abfallen": al niente.

Kompositionsauftrag der Stadt Erlangen für das Bayerische Landes-Jugendorchester.
     Uraufführung am 4. Juni 1982 in Erlangen. Dirigent: Werner Andreas Albert.

          3.3.3.3.-4.3.3.1.-S.(4 Spieler)-Klav.-Str.      Dauer: ca. 15 Min.      Ed. Peters 8521     

42. Musik-Geschichte

    für Klavier und Orchester (1982)                   

... ich erzähle
       eine MUSIKgeschichte - meine MusikGESCHICHTE.
       Keinesfalls Programmmusik, jedenfalls ein Musikprogramm, ein kompositorisches.
       Kein Konzert: das Klavier steht "im" Orchester - quasi una Sinfonia.
       Außer dem Vor- und Nachwort des Klaviers: ein ständiges Miteinander.

Klavier:
         keine Phrasen, Läufe, Passagen, Girlanden; keine Kadenz.
         Fakten.

Orchester:
             der doppelte Kontrapunkt zum Klavier -
             der gleichwertige Partner.

Das Stück: wie zwei Stücke gleichzeitig.
     Das Klavierstück mit dem Orchesterstück.

I. Traumwandlung
     - das sind Erinnerungen, Begegnungen, Erscheinungen, Bewegungen, Gestalten, Verwandlungen, Träume.

II. Abhandlung
     - zeigt Realität, Ratio, Konkretes, Tatsachen, Bestand, Tatkraft, Erwachen.
    

           (Oktober 1982)          

Anhang:

Ein Zweitonmotiv erscheint wie ein Signal, wie eine Wegmarke, oder wie eine Erinnerung, zu Beginn, immer wieder zwischendurch, und am Ende meiner "Geschichte".
     Von diesem Punkt - von diesem Grundstein aus - fand ich die für dieses Stück gültigen Zusammenklänge: eine sich in alle Richtungen auffächernde Harmonik, deren Eigenlogik und Eigenkraft mich in eine Welt von Zusammenhängen (ver-)führte, die sicherlich "der Geschichte" angehört.
     Diese Arbeit brachte mich in eine künstlich-künstlerische Situation, deren faszinierendem Reiz, die "Geister" zu beschwören, ich mich mit aller Konzentration und Lust hingab. Eine Herausforderung, die viel Kraft erforderte und deren "Sieger" dahingestellt bleibt.
     Doch. - mein Werk bekam Stil. Ein Geschenk?
     Melodik, Rhythmik, Form, weitere Berichte, weitere Informationen? Genug.
    

           (März 1985)          Klavier solo-2.2.2.2.-4.2.2.0.-S.(3 Spieler)-Str.      Dauer: ca. 23 Min.      Ed. Moeck 5269     

43. Galerie

    für Schlagzeug-Quartett (1983)                  

Im Laufgang, im Durchgang, im Spielgang dieses Museums, dieser Sammlung, dieser "Galerie" von 25erlei Sorten und insgesamt 66 Schlaginstrumenten, werden 12 Räume (Episoden) durchschritten, die 38 verschiedene Bilder, Strukturen, Gestalten aufzeigen und verschmolzen werden. All dies zusammen ergibt ein kompositorisches Gesamtbild von Schlaginstrumenten und im Endergebnis das was es werden sollte: Ein Stück. Ein Stück Schlagzeug-Galerie. Eine "Galerie" für Schlagzeug.

Die in diesem Stück verwendeten 66 Schlaginstrumente:

4 kleine Trommeln, 3 Bongos, 2 Congas, 2 Timbales creoles, 2 Tomtoms, 1 große Trommel.
     5 Templeblocks, 4 Holztrommeln, 2 Holztomtoms, 2 Holzschlitztrommeln, 2 Xylophonstäbe, 1 Paar Claves, 1 Guiro, 1 Cabaza, 6 Becken, 2 Nietenbecken, 2 Gongs, 1 Tamtam, 3 Kuhglocken, 2 Hi-hat, 1 Chimes-Spiel, 4 Autobremstrommeln, 1 Crotale, 8 Flexatone. 4 Sandblöcke.

Die Komposition "Galerie" wurde zum 10-jährigen Jubiläum der Galerie Sulzbeck geschrieben und ist Erna und Hermann Sulzbeck gewidmet.

Uraufführung: 23.7.1983; Wiederholung: 25.7.83 Tennenlohe.

          Dauer: ca. 13 Min.      Ed. Moeck 5289     

44. Martinus Luther Siebenkopff

    (Musik gegen ein Spottbild) für Ensemble (1983)                  

Auftraggeber oder Anreger zu einem Spottbild das diesen Titel trägt, war Luthers theologischer Gegner Johann Cochläus.

Die, auf breiten Schultern eines mächtigen Körpers im Halbkreis verteilten sieben Köpfe Luthers, sind so bezeichnet:
     Doctor-Martin-Luther-Ecclesiast-Schwirmer-Visitirer-Barrabas.

Dieser Holzschnitt (eines zur Zeit Luthers lebenden anonymen Künstlers), war der Auslöser zu meinem Musikstück. Die Komposition "gegen" dieses Spottbild dauert circa sieben Minuten, setzt sich (ebenfalls) aus sieben "Köpfen" zusammen und verwendet die sieben Stammtöne (und deren Modi) aus verschiedenen Chorälen Luthers. Damit versuchte ich in einfacher Tonsprache und Struktur, die direkte und lebendige Sprache Luthers musikalisch zu reflektieren.

Ein Denkmal? Klangmal? Denkanstoß?: Klang-Anstoß!

Uraufführung: Montag, 27.6.83, 20 Uhr, St. Egidien-Kirche, Nürnberg

          1 Fl. 1 Kl. 1 Pos-S.(2 Spieler)-El.Org. (od. Kl.)-1 Viol. 1 Va. 1 Vc      Dauer: ca. 7 Min.      Ed. Moeck 5280     

45. Der Dreiklang

    für Akkordeon-Orchester (1983)                  

I. Terzlage II. Quintlage III. Oktavlage

Was habe ich gemacht?

Ich habe den DREIKLANG portraitiert!

Den ganz einfachen, schönen Dur-DREIKLANG.

Diesen DREIKLANG in seinen drei Gestalten - der Quintlage, der Oktavlage, der Terzlage - mit seinen sechs Umkehrungen und Transpositionen auf alle zwölf Töne.

Das alles für Akkordeon - gar für Akkordeon-Orchester.

Ein Dur-DREIKLANG: das ist etwas Leichtes, Optimistisches, etwas Verständliches, etwas Sauberes; eine klare Sache ist das.

Und ich zeige ihn - diesen "gestandenen" DREIKLANG - in seiner ganzen Kommunikationsfähigkeit, aber auch als wackeren Streiter mit Seinesgleichen: ein mit - und gegeneinander, ein auseinander, ein um - und ineinander. Also ein Portrait mit vielen Gesichtern rundherum.

Der gute alte DREIKLANG: was hält er alles aus!

          mind. 17 Spieler      Dauer: ca. 12 Min.      Ed. Peters 8622     

46. Gassenhauer

    für Sopranblockflöte (oder Piccoloflöte) und Kleine Trommel (1984)                  

"Gassenhauer": Straßenmusik - sich in Gassen herumhauen (schlagen).

Oft begegnet man hier und dort Straßenmusikanten mit Folklore, Jazz, Pop, Barock, Klassik, Trivialitäten etc. Als Komponist möchte ich da auch gerne dabei sein, aber mit gewissen Ansprüchen d.h. mit einer "Jetztzeit-Musik".

Bei meinem Stück wird geblasen und getrommelt - im Takt und darumherum; in allen Spielarten, abhängig und unabhängig voneinander. Ernst & Übermut! Und es gibt Fragen (mit möglichen Antworten) an die Leute/Passanten/Publikum: "G'fällt euch das"? (Ja oder Nein?) - "Hab's mir doch gedacht"!

          Dauer: ca. 5-6 Min.      Ed. Moeck 2537 a/b     

47. Ritorno

    für drei Bassetthörner (1984)                  

RITORNO - das ist Wiederkehr von Motiven, Anklängen und Bewegungen in diesem Stück; das sich Wiedertreffen nach individuellen Ausflügen; die Rückkehr nach polyphonen und polyrhythmischen Durchgängen auf einen gleichen Nenner, gemeinsamen Gedanken.

RITORNO - ist aber auch die Wiederentdeckung eines klanglich wundervollen Blasinstruments: des Bassetthorns.

          Dauer: ca. 13 Min.      Ed. Moeck 5319     

48. Intarsien

    für Bläserquintett (1984-1985)                  

"Intarsien" - Portraits - Gestalten - Profile -

Was habe ich gemacht?

Fünf gleich große Episoden für je ein Solo-Instrument + Quartett: I. Klarinette solo (+ Quartett); II. Flöte solo (+ Quartett); III. Horn solo (+ Quartett); IV. Fagott solo ( + Quartett); V. Oboe solo ( + Quartett).

Jeder Teil hat eine Dauer von ca. 2,30 Minuten - also gleiche Dimensionen.

Die fünf Profile habe ich zuerst komponiert, dann erst den jeweiligen Quartett-Part dazu. Jedoch keine stimulierende Begleitung, sondern aus den Substanzen, Motiven, Extrakten - also aus dem Inhalt, dem Material dieser Soli - habe ich diese "Intarsien"-Kontrapunkte gestaltet, umwirkt, verbunden, verzahnt, verschmolzen, gebaut.

Es gibt gewisse Eigenarten in den Besetzungen der fünf Solo-Teile und zwar
    reduziert sich das Quintett beim I. Klarinettensolo nach und nach zum Quartett-Trio-Duo;
    bei II. vom Duo-Trio-Quartett zum Quintett und wieder zurück zum Quartett-Trio-Duo;
    bei III. und IV. "begleitet" die betreffenden Solisten vorwiegend das Quartett, jedoch in differenzierten Einteilungen;
    V. diese Abfolge der Besetzung: Trio-Quartett-Quintett-Duo-Trio-Quartett-Quintett.
    Durch diese Proportionierung der Instrumentation, erreichte ich unterschiedliche Verdichtung, sowie transparente Auflockerung im Gesamtbild dieser "Intarsien".

Die fünf Hauptteile des Stückes sind eingerahmt von wiederum jeweils gleich großen Vor-, Zwischen- und Nachspielen, die auch hier aus gleichem musikalischem Material gewonnen sind. Jeder dieser Rahmen dauert nur ca. 15 Sekunden.

Das gesamte Stück hat eine Dauer von ca. 8 Minuten. Der formale Ablauf setzt sich aus folgenden elf ineinander übergehenden Teilen zusammen:

  • Praeludium
  •         
  • Klarinette solo
  •             
  • Intermezzo
  •           
  • Flöte solo
  •             
  • Intermezzo
  •           
  • Horn solo
  •             
  • Intermezzo
  •           
  • Fagott solo
  •             
  • Intermezzo
  •           
  • Oboe solo
  •       
  • Postludium

          Ed. Moeck  5322      Fl. Ob. Kl. Fg. Hr.      Dauer: ca. 15 Min.     

49. 12 Signale

    für Trompete (oder Horn) solo (1985)                  

oder für einen Trompeter (der ein Künstler sein soll - kein Soldat - und deshalb sind es auch keine "Fanfaren").

Die 12 SIGNALE entstanden 1985 zum 60. Geburtstag des Malers Oskar Koller.

          Dauer: ca. 6 Min.      Ed. Peters 8605     

50. Adamah

    für Klavier (1985)                  

(nach dem Bild von Werner Knaupp)

Das Wort ADAMAH stammt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel, wie Ackerboden/Erde.

ADAMAH - das Bild des Malers: eine Wand in zwölf Bildern.

ADAMAH - die Musik des Komponisten: ein Stück in zwölf Teilen.

ADAMAH - zwölf Gouachen in zwölf gleichen Maßen bestimmen die Form und Dauer der Musik.

Farben: schwarz-braun, dunkel glänzendes, hartes Kunstharz.

Klänge: tiefe, dunkel klingende, harte Akkorde.

Das Stück: zwölf Teile/Strukturen/Bilder als Ganzes, so wie die zwölf Bilder des Malers, zu einer Großwand zusammengefügt. Elf Teile bewegen sich ausschließlich im unteren, tiefen, dunklen Klangbereich des Klaviers. Im zwölften Teil steigt die Musik nach und nach kontinuierlich in die Höhe, in das Helle.

          Dauer: ca. 18 Min.      Ed. Peters 8597     

51. L'orologio curioso

    Kabinettstück für Hammerklavier (oder Cembalo) (1985)                  

Ein kurioses Uhrenspiel mit Sekunden- und Stundenschlägen, in Varianten und Umspielungen, von einem Ton bis zu 12 Tönen (Schlägen).

Ernst Gröschel zugeeignet.

          Dauer: ca. 5,30 Min.      Ed. Moeck 5339     

52. Le Saint Esprit (Das Hugenottenkreuz)

    Fantasie für einen Pianisten und zwei Schlagzeuger (1986)                  

Das HUGENOTTENKREUZ wurde LE SAINT ESPRIT genannt und deshalb sollte mein Stück auch so heißen:

LE SAINT ESPRIT - Fantasie für einen Pianisten und zwei Schlagzeuger (1986)

Das einzige - für dieses Vorhaben und für mich in Frage kommende - Instrumentarium, war eben diese relativ herbe, präsente Perkussionsbesetzung: der "Hammer"-Flügel und diese - auf zwei Spieler verteilten 54 Schlaginstrumente. Es lag natürlich nahe - da meine beiden Söhne Schlagzeuger sind - gerade dieses Instrumentarium zu bevorzugen - und vielleicht ist es auch ein "Familienstück" geworden. Nehmen Sie es, wie Sie wollen.

Zuerst zum Stück:

Ich habe versucht, einen persönlichen Eindruck musikalisch zu schildern. Ich habe keinen Text vertont, an den sich ein Hörer klammern und orientieren kann. Es geht hier um eine pure, absolute, vieldeutige Musik; und es gibt keine programmatische Beschreibung. Das erschwert, einen direkten Zusammenhang zur Hugenottengeschichte erkennen zu lassen. Betrachten Sie das Stück als eine Art "Widmung". Sie selbst sollen mitdenken, mitfantasieren, mitspüren, mitglauben. Und letzten Endes: suchen Sie hinter dieser Musik nichts weiter - als Musik!

Mein Stück besteht aus drei Teilen:
     I. Bericht II. Zusammenstoß III. Wegweiser.

  1. Bericht : Berichterstattung - Erzählung, - Chronik. Klare musikalische Gesten - Tatsachen.
  2. Zusammenstoß : Konflikte - Kollisionen - Verfolgung - Flucht - Streit.
  3. Wegweiser : trostsuchende Richtungen - Wege - Hoffnungen.

Jeder Teil bevorzugt - neben seiner ihm eigenen Form und seiner Charakteristik - "seine" Töne und Intervalle, "seine" Rhythmik, "seine" Dynamik, Bewegung und Instrumentalfarbe.

Jetzt zu den Schlaginstrumenten:

Es gibt hier Fell-, Holz-, Metall- und verschiedene exotische Schlaginstrumente. Also:

Jeder bedient eine Pauke (natürlich mit verschiedenen Tönen - von Satz zu Satz); kleine und große Trommeln, Bongos, Tomtoms, Holztrommeln und Templeblocks, verschiedene Becken, Gong und Tamtam, Triangel und Kuhglocken, Guiro, Hi-hats, Metall-Chimes, Bleche, eine Kirchenglocke, ein Marimba- und ein Vibraphon.

          Dauer: ca. 15 Min.      Ed. Moeck 5343     

53. Telephone

    Gespräche für Klavier (1986)      Nach dem Bild von Richard Lindner                  

Seit langem - spätestens seit der Nürnberger Ausstellung von 1974 - gehöre ich zu den großen Verehrern von Richard Lindners Bilderwelt. Seine Thematik - die oft popfarbigen, aggressiven und meist isolierten, kommunikationsunfähigen, einsamen Gestalten - haben mich vom ersten Blick an bewegt.

Dies war mir klar: eines Tages würde ich eine Musik entwerfen, inspiriert und ausgelöst durch den zwingenden Eindruck eines der Bilder dieses Malers. Zwölf Jahre sind vergangen bis nun dieses Klavierstück vorliegt.

Für mich - den Musiker - kamen dafür in die engste Wahl die Bilder "The Keyboard", "Telephone", "Rock-Rock", "Musical Visit", "And Eve" (ich besitze davon ein Farblitho, einen Entwurf zu diesem Bild).

Dann entschied ich mich für das Bild TELEPHONE und gab meinem Stück den Untertitel "Gespräche" für Klavier. Ende Juni 1986 beendete ich die kompositorische Arbeit.

Lindners Bild:

In einer Telfonzelle, getrennt durch eine dünne, kompakte Wand, stehen Rücken an Rücken eine Frau und ein Mann, geradeaus blickend, telefonierend. Plakative Farben. Kontraste. Rot dominiert. Über der Zelle steht in großen Buchstaben TELEPHONE.

Ich frage mich: sprechen beide mit irgendwelchen anderen Personen, oder telefonieren sie tatsächlich miteinander, obwohl sie keine "künstliche" Verbindung bräuchten? Möchten diese Menschen sich nicht sehen, während sie miteinander sprechen? Wollen sie isoliert bleiben, haben sie Angst einander gegenüberzustehen? Jeder für sich und ohne Risiko? Diese Fragen bleiben offen und reizen mich an dem Projekt: diese komplexbehaftete Starrheit, dieses Nebeneinander, dieser vage Kontakt, dieses unverbindliche "maybe".

Mein Klavierstück:

Ein Musik-Gespräch in acht miteinander verbundenen Sätzen: "swing & sway" - "talking" - "drive" - "light blues" - "bounce" - "talking" - "swing & sway" - und im Scheindialog "rocking".

Jeder seine eigenen unbeugsamen Meinungen und Gedanken dem anderen unterbreitend, ohne Verständnis erwartend. Jeder absolut für sich. Egozentrik. Und so übertragen in diese Musik: auf der einen Seite (auf welcher Seite?) sowohl glamouröse als auch rigorose C-A-Es-C-Dur-Akkordblöcke. Und drüben in der anderen "Zelle" rhythmisch-konstruierte, unterschiedliche Stimmungen, Launen.

Am Ende des "Gesprächs" - wie hin und wieder in meinen Stücken - der moralisierende Versuch zu einem Dialog, zu einem Handschlag. "happy-talk"?

Lindners Bild - Heiders Musik: aufeinander bezogen - und doch zwei für sich stehende Werke.

Kompositionsauftrag der Kunsthalle Nürnberg

          Dauer: ca. 8 Min.      Ed. Moeck 5344     

54. Klopfzeichen

    für zwei Schlagzeuger (1986)                  

mit 2 kleinen und 1 großen Trommel

KLOPFZEICHEN: als Lebenszeichen - in Notlagen, in Isolation, um sich bemerkbar zu machen, als Annäherungsversuch, als Fühlungnahme.

Sinn und Inhalt dieser Musik lässt sich auf diesen Nenner bringen:

Kontaktlosigkeit - Wand an Wand - Kontaktsuche!
       Zeichen-Signale-Reaktionen-Impulse-Konflikte.
       Kommunikationen: Dialoge.

Diese "Zustände" stellte ich akustisch durch ZWEI SCHLAGZEUGER MIT ZWEI KLEINEN- UND EINER GROßEN TROMMEL dar.

Jeder spielt für sich alleine (auf seiner kleinen Trommel) ohne sichtbare Verständigung (durch die Trennwand der großen Trommel) zum anderen.

Dann: KLOPFZEICHEN - an der Wand - auf der großen Trommel!

Einfachheit (Direktheit) und Kompliziertheit (Hintergründigkeit) dieser rhythmisch/klanglichen Zwiesprache spiegeln die Problematik dieser Situationen, dieses Geschehens, dieser Szene.

Und am Ende? Als angestrebte Lösung der Versuch eines "Spiels-miteinander" (ohne Aufgabe des eigenen "Ichs").

          Dauer: ca. 11 - 12 Min.      Ex. Peters 8624     

55. VI Exerzitien

    für Orgel (1987)                  

Meine VI EXERZITIEN für Orgel entstanden - auf Anregung von Prof. Walter Opp - zwischen März und Juli 1987 im Auftrag der Stadt Erlangen, zur Einweihung der neuen Orgel des Kirchenmusikinstituts der Universität am Reformationstag 31. Oktober.

Diese Stücke unterscheiden sich von meinem ersten Orgelwerk INNERES (1968) ganz wesentlich. Ich habe damals eine circa achtminütige, einsätzige Komposition, in sehr subjektiver, stilistischer Konsequenz geschaffen. Dagegen beabsichtigen diese EXERZITIEN, sechs in Charakteristik und Stilistik unterschiedliche Inhalte aufzuzeigen. Zusätzlich habe ich die Titel der einzelnen Teile in jeweils einer anderen Sprache benannt.

Da sind zuerst die blocks (aus dem Englischen), eine geistige Übung in vorwiegend weichen, jedoch drohenden, maschinell zu spielenden Akkord-Blöcken.

Dann ma seule voix (meine einzige Stimme). Dieser Monolog wird immer wieder gestützt und begleitet von einem einzigen, fünfstimmigen Akkord-Schatten.

Das dritte Exerzitium heißt auf polnisch deptaanie nogami (mit Füßen getreten). Es zeigt einen sanften, friedlichen, frei schwebenden und sich ständig wandelnden Choral, der zunehmend von konträr-rhythmisch zornigen, harmoniefremden Pedal-Strukturen, immer rücksichtsloser gestört, getreten und verdrängt wird, um sich schließlich doch am Ende gegen die sich zurückziehenden Fußtritte himmlisch-hymnisch zu behaupten.<

In "rückgewandt" - einer privaten Dedikation - habe ich eine Musik komponiert, die hinter einem dezenten Klangschleier den Traum vergangener Zeit in Erinnerung bringt.

svävande-förbi (schwedisch): eilige Gedanken, Phrasen, scheinbar gleich, die schwebend-vorbei huschen; nicht greifbar, stets leise, vage. Nichts ist zu behalten.

Das sechste - letzte Exerzitium - spricht vom zerbrechlichen Frieden - la pace fragile (italienisch). Ein besorgtes, einfaches Fantasiestück (Wunsch - Vorstellung - Sehnsucht) um und über ein fortwährend heikles Thema: Friede - Unfriede - Friede ...

          Dauer: ca. 23 Min.      Ed. Moeck 5378     

56. SAX

    3 Stücke für Alt-Saxophon solo (1983-1987)                  

Die 3 Stücke können szenisch aufgeführt werden - dann wäre folgendes zu beachten:

  1. Jogging
           Der Saxophonist spielt in einem sportlichen Trikot und in Jogging-Schuhen (oder Turnschuhen) in allen 3 Stücken.
           Es wird gespielt und gleichzeitig gelaufen!
           Man beginnt das Stück »hinter der Bühne« (bzw. Vorhang, Türe) und läuft dann im Tempo VIERTEL = 168 (1 Viertel: 1 Schritt) bei Takt 6 rhythmisch synchron auf die Bühne, bis zum Notenpult. Von hier an läuft/spielt man im Stand (ab Takt 13) bis Takt 62 = »hinauslaufen«. Das Stück endet (ab Takt 62) wieder »hinter der Bühne«.
           Die Takte 1-13 und 58-64 müssen auswendig gespielt werden.
           Licht: ein Scheinwerfer könnte punktuell dem Lauf/Spiel des Spielers folgen.
  2. Relaxing
           Der Spieler zieht nun eine modische Jacke über und legt sich auf ein bereitgestelltes Sofa (Couch oder Divan) etwas schräg, lässig, mit leicht herabhängenden Beinen. Die Noten sollten auf einen tief gestellten Ständer gelegt werden.
           Licht: ein rosa/roter Scheinwerfer könnte den Spieler stimmungsvoll beleuchten.
  3. Demonstrating mit Bass-Drum
           Der Spieler wendet seine Jacke, damit das Innenfutter sichtbar wird (innen = außen) und ein erbärmlich-vergammelter Eindruck entsteht. (Eine adäquate Kopfbedeckung - Hut oder Kappe - wäre gut möglich). Das Stück muss stehend gespielt werden.
           Licht: helle, direkte Beleuchtung des Spielers und der Bass-Drum.

          Die 3 SAX-Stücke können auch konventionell - also ohne Szenerie - aufgeführt werden. Bei Tonbandaufnahmen kann beim 1. Stück der Klang der Schritte - im Stand - evtl. mit aufgenommen werden.       Dauer: ca. 9 - 10 Min.      Ed. Peters 8540     

57. Tanzmusik

    für zwei Spieler - mit Flöten und Klarinetten (1988)                  

Picc. gr. Fl. Altfl. Baßfl. Eb-Kl. Bb-Kl. Baß-Kl. (oder Kb.-Kl.)
     TANZMUSIK - ein Begriff, ein Titel, der auf der Straße liegt und dieses oder jenes bedeutet. Man wähle selbst.
     Die drei Teile heißen: 
         "Two Left Feet Blowing"
         "Fly Butterdance"
         "Animalsteps"
     (Etwas kurios das Ganze. Tatsächlich.)

          Dauer: ca. 11 - 12 Min.      Ed. Moeck 5383     

58. End-Spiel (oder: Spiel-End)

    für Violoncello solo (1988)                  

Grundgedanken:

SAMUEL BECKETT - ENDSPIEL (Fin de partie / Endgame)

Vier PERSONEN - Nagg, Nell, Hamm, Clov (vier Buchstaben)

Vier SAITEN des Cellos C-G-D-A

Vier POSITIONEN - aber fünf STATIONEN der Komposition
     C-C1 =  "Ende" (Fini)
     G-G1      "es ist zu Ende" (c'est fini)
     D-D1      "es geht zu Ende" (ça va finir)
     A-A1      "es geht vielleicht zu Ende" (ça va peut-être finir)

      Und:

E = "es geht nicht zu Ende" (ça ne va pas finir) (Zitat: W. Heider)

vier JAHRESZEITEN
     oder/und
     vier TAGESZEITEN
     oder/und
     vier LEBENSZEITEN

          Dauer: ca. 12 Min.      Ed. Peters 8541     

59. Verheißung

    für Englischhorn (oder Horn, oder: Alt-Saxophon) solo (1988)                  

DREI TÖNE kamen mir in den Sinn, haben mich inspiriert, lange Zeit begleitet, gar verfolgt, wollten nicht mehr aus dem Kopf. Und ich habe sie, ganz unbewusst, hier und dort vor mich hingesungen, gesummt, gepfiffen.

DREI TÖNE haben von mir Besitz ergriffen, wollten durch weitere verbunden, fortgeführt, gestaltet werden; jedoch ganz alleine für sich, unbegleitet, eine-meine eigene, einzige, einstimmige, einsame Stimme.

DREI TÖNE im "nachdenken über..", im Selbstgespräch, Monolog, in Besinnung.

DREI TÖNE als Motiv, Grundgestalt; dann in ständiger Veränderung, Verwandlung, Entwicklung; Verdichtungen-Erweiterungen in zeitlich strenger Disziplin.

Später im Stück: Ausbrüche, Erregungen, Störungen - und immer wieder die Rückkehr in Einsames, Besinnliches, Bedenkliches.

VERHEISSUNG: DREI TÖNE - verheißungsvoll im Werden begriffen: "in statu nascendi".

Dem Freund Erich Limmert zum Gedenken

         Dauer: ca. 8 Min.      Ed. Moeck 5391 a/b/c     

60. Speranza

    für Orgel (1988)                  

SPERANZA - ist das dritte und letzte meiner bis jetzt entstandenen Orgelwerke. INNERES komponierte ich zum Jahreswechsel 1967/68 - also vor 20 Jahren, das zweite - die VI EXERZITIEN - schrieb ich 1987 zur Einweihung der neuen Orgel des Kirchenmusikinstitutes der Universität-Erlangen. Die Uraufführung fand vor einem Jahr statt. SPERANZA komponierte ich zu einem ähnlichen Anlass, nämlich für die neue Orgel in der Frauenkirche Nürnberg.
     Das Stück ist Frau Olga Dobkowitz gewidmet.

Die drei Orgelwerke unterscheiden sich in ihrem jeweiligen Duktus ganz wesentlich. INNERES bedeutet Verinnerlichtes, Meditatives und gibt einen subjektiven musikalischen Bericht. Dagegen beabsichtigte ich in der VI EXERZITIEN, in Charakteristik und Stilistik sehr unterschiedliche Inhalte aufzuzeigen.

SPERANZA - Hoffnung - wie sollte ich sie in unserer heutigen Musiksprache ausdrücken - ohne Dur und Moll? Natürlich auch hier, ähnlich wie bei INNERES, eine persönliche, subjektive Äußerung: Es ist die Deutung eines zeitgenössischen Musikers von SPERANZA. Ich habe hier musikalisches Material verwendet, das für solch ein Fantasiestück nötig ist. Da sind einmal vitale, frohlockende, sich aufschwingende, synkopierte Rhythmen - ritmico e energico - Mut und Zuversicht widerspiegelnd; ich suchte nach Akkorden, Zusammenklängen, einer Harmonik, die durch ihre Würze reizvoll, animierend ist und eigenwillige Schönheit in sich birgt. Aber auch Melodisches, Lineares in freischwebender Polyphonie ist entstanden. Kontraste und Verschmelzungen in den verschiedenen Strukturen und Episoden habe ich erdacht - nie ganz fassbar und durchschaubar, stets von einem kleinen Geheimnis umgeben: marcato e dolce, giocoso - agitato e amabile, grazioso - cantabile - animato - affettuoso e espressivo. Das sind Anregungen, Aufforderungen und Hoffnungen für den Spieler, für den Hörer dieser, meiner Musik. Und im letzten Drittel des Stückes nehmen starke, kompakte Akkorde eine lamentierende kleine Terz in den Arm; beschützend und beruhigend. Diese Klänge - neun-acht-sieben-sechs-fünf-vier-drei- bis zweistimmig - begleiten das Stück bis zu einem hoffnungsvollen Ende.

          Dauer: ca. 10 Min.      Ed. Moeck 5422     

61. El Mundo del Tango

    für zwei Klaviere (1989)                  

EL MUNDO DEL TANGO - die Welt des Tangos - dieses argentinischen "National"-Tanzes , habe ich eingefangen und in differenzierter, polyphoner, gar universeller Weise musikalisch darzustellen versucht. Ich wollte keine Tango-Persiflage-Ironie oder Karikatur liefern, sondern Düsteres, Sehnsucht, Erotisches, Sanftheit und Aggression, in einem rhythmischen Tango-Netz. Keine klimpernde Ping-Pong-Klavieristik, sondern ein fulminantes Klavier-Orchester sollte erklingen. Harmonisch zweideutig - aus Tonalität und Atonalität. In überlagerten, komplementären, erkennbaren und undurchsichtigen Tango-Raffinements, habe ich in diesem Stück das typische "Verhalten" dieses charakterstarken Tanzes, kompositorisch aufgezeichnet. Eine Tango-Orgie, ein Tango-Traum?

EL MUNDO DEL TANGO entstand 1989.

          Dauer: ca. 10 Min.      Ed. Peters EP 8689     

62. September-Wege 1-30

    (ein musikalisches Tagebuch) für vier Solo-Instrumente (1989/1990)                  

Am 1. September 1988 entschloss ich mich, bis zum Ende des Monats täglich ein einminütiges Stück zu konzipieren.

Ich entwarf 30 rhythmische Strukturen mit Dynamik und Phrasierung, jedoch ohne Tonhöhen: Der Rohbau eines musikalischen Tagebuches entstand.

Erst später - nachdem ich diese Disziplin, dieses Projekt erledigt hatte - entschloss ich mich, meine täglichen "Eindrücke" auf vier verschiedene Instrumente zu übertragen. Das circa vierzigminütige Werk, das bei einer Gesamtaufführung von einem speziellen "Einspiel" und "Ausspiel" (für Quartett) eingerahmt wird, fächert den Monat September in vier Teile, die Wochen, in dieser Folge auf:

FAGOTT solo 1.-7. HARFE solo 8.-15. TUBA solo 16.-22. AKKORDEON solo 23.-30.

Jeder Tag bzw. jedes Stück erhielt einen stimulierenden Titel:

1. Schritte 2. Stimmungen 3. Standpunkte 4. Übermut 5. Situationen 6. Erfahrungen 7. Einsichten 8. Unvernünftiges 9. Klares 10. Launisches 11. Bedenkliches 12 Ähnliches 13. Aufsteigendes 14. Einzelnes 15. Schwebendes 16. Statisch 17. Ausgangspunkte 18. Sonntags-Töne 19. Training 20. Zunehmende Unruhe 21. Phlegmatisch 22. Eigenwillig 23. Zunehmende Beruhigung 24. Ausgleich 25. Zorniges 26. Gänge und Läufe 27. Stillstand 28. Veränderungen 29. Unsicherheiten 30. Absichten

Im April 1990 beendete ich die kompositorische Arbeit meiner SEPTEMBER-WEGE.

Die Stücke für die jeweiligen vier Solo-Instrumente sind unabhängig voneinander aufführbar.

Kompositionsauftrag für das "Festival des Hörens" im September 1990 in Erlangen.

         Fagott solo 1.-7. Dauer: ca. 8 Min.      Harfe solo 8.-15. Dauer: ca. 13 Min.      Tuba solo 16.-22. Dauer: ca. 8 Min.      Akkordeon solo 23.-30. Dauer: ca. 10 Min.            Ed. Moeck Nr 5429-5432     

63. Gong-Game

    für 12 Gongs und 4 Spieler (1990)                  

- Da hängen im Schlagzeugraum des Nürnberger Konservatoriums diese 12 wunderschönen GONGS, nur gelegentlich einzeln benutzt, und warten darauf, endlich einmal alle zusammen in ihrer klanglichen Pracht "losgelassen" zu werden. Ich nutzte diese einmalige Gelegenheit, konzentrierte mich im Sommer 1990 (in Italien - am Meer) auf ein GONG-GAME, bei dem Anfang und Ende im kanonischen Auf- und Abtritt stattfinden sollen, sowohl homophone Akkordik als auch polyphone Kontrapunktik will ich in diesem Klang-Spiel erreichen, durchwirkt von frei zu gestaltenden Spiel-Wegen, immer die strenge Form der Spiel-Regeln im Griff also ein Spiel mit den Tönen, den Klängen dieser Gongs: ein GONG-GAME.

          Dauer: ca. 9 - 10 Min.      Ed. Peters 8762     

64. Beweggründe

    für Oboe, Klarinette, Fagott (1990/91)                  

Die sieben Satz-Titel meiner Komposition "Beweggründe" waren Ausgangsideen zu dieser Musik für Oboe, Klarinette, Fagott (also für das "klassische" Holzbläser-Trio).

Die Bezeichnungen der sieben Teile sollten mich - und die Hörer (bzw. das Publikum) fantasievoll anregen.

Es geht um I. Auseinandersetzungen II. Maßarbeit III. Durchgänge IV. Begleiterscheinungen V. Folgen VI. Zwischengedanken VII. Kinderlied in Platzangst.

Das Stück entstand im Auftrage des Saarländischen Rundfunks, Saarbrücken - für das Holzbläsertrio des Hauses.

Uraufführung: 22.1.92 Saarbrücken.

          Dauer: ca. 15 Min.      Ed. Moeck 5488     

65. Steps for Miles

    In memoriam Miles Davis (1991) für Klavier                  

Gedanken zum Stück:
     Unmittelbar nach dem Tod des großen Jazzmusikers Miles Davis (28.9.1991), den ich sehr verehrte, komponierte ich dieses Klavierstück.
     "Steps for .." Schritte Gänge, Rhythmen, Motive, Veränderungen, kompositorische- und auch Lebensabschnitte/schritte - fortschreitend, wieder aufnehmend.
     Kein Jazz-Stück - eher eine Musik um den Jazz herum.

          Dauer: ca. 6 Min.      Ed. Tre Media 276     

66. Schöne Aussichten

    (nach Gedichten von Hans Magnus Enzensberger)      für Horn und Streichorchester (1991)                  

Meine Komposition "Schöne Aussichten" wurde inspiriert durch einige Gedichte von Hans Magnus Enzensberger aus dem Band "Zukunftsmusik", erschienen im Suhrkamp-Verlag.

Ich wählte fünf Titel aus dem Gedichtband, die mich sogleich in musikalische Stimmung/Bewegung versetzten:

  1. "Aufbruchstimmung" - ein Vorspiel aus Monolog-Ensemble-Monolog
  2. "Litanei vom Es" - das Wort/der Ton - ein Spiel um/mit es/Es
  3. "Zungenwerk" - Gedanken und Gedichtpunkte: "Dein seltsamer, stockender Singsang...wirre Wirbelstürme im Luftmeer....ein Zungenwerk, unberechenbar, schwer verständlich...immer so fort, bis ihr versteht, oder bis euch die Luft ausgeht"
  4. "Valse triste et sentimentale" - eine Ironie, oder eine Valse triste et sentimentale pur, oder?
  5. "Zusammenfassung" - von allem, was da war, ist, sein wird. Gedanken und Gedichtpunkte: "Ich fasse zu, an, auf, die Gelegenheit fasse ich in Worte ("Töne"=Heider), ins Auge, in Verse, beim Schopf, ich befasse mich, bin der Auffassung, dass ich gefasst bin, auf alles gefasst".

Und das Horn - und die Streicher?

Hier wieder, wie bei meinen vorhergehenden sieben Kompositionen für Soloinstrumente und Orchester (Ensembles), ist das Horn der Chronist, Berichterstatter, Erzähler, Prediger, Rezitator.

          Dauer: ca. 15 Min.      Ed. Moeck 5492     

67. Examen

    für Gitarre solo (1992)                  

Ich prüfe (examiniere) meinen Einfall - meine Idee.

Ich prüfe die Form, einzelne Teile, Spannungen und Entspannungen.

Ich prüfe den einzelnen Ton, Intervalle, die Dauern, Dynamik, das gesamte musikalische Material; ich prüfe die Balance der Komposition.

Ich prüfe alles: Das Ganze!

In diesem Stück gibt es ein "Thema" - gebildet aus fünf unterschiedlichen Bewegungen und Stillständen. Die verschiedenen kontrastierenden Episoden dazwischen - in strikten und flexiblen Tempi - behalten, trotz veränderter Wiederkehr, ihre Charakteristik.

Ich wählte für dieses Gitarren-Examen eine besondere Stimmung der Saiten: Es-A-D-G-B-E .

Das Stück ist Reinbert Evers gewidmet.

          Dauer: ca. 9 Min.      Bote & Bock     

68. Directions

    für Trompete, Posaune und Klavier (1992)                  

||: Neunerlei Richtungen, Gegenden, Lenkungen, Leitungen, Führungen, Anordnungen, Anweisungen - für Trompete, Posaune, Klavier - ebenso für Trompete mit Klavier - oder Trompete und Posaune - dann für Posaune mit Klavier - und nochmals Trompete, Posaune, Klavier. - Zwei Blechbläser mit und gegen das Klavier - In welche Richtungen? In :|| (neun mal dacapo)

Auftragswerk der "Tage Neuer Kammermusik Braunschweig" - für das "Trio Armin Rosin": Claude Rippas - Trompete, Armin Rosin - Posaune, Susy Lüthy - Klavier. Uraufführung 25.11.92 - Braunschweig

          Dauer: ca. 10 Min.      Bote & Bock     

69. Liaison

    für Klarinette und Fagott (1992)                  

LIAISON - Verbindung, Verhältnis - zweier Instrumente zu- und miteinander. Da gibt es gleiche, gemeinsame Wege und Gedanken, unisono schwingend, aber auch aneinander vorbei. Herantasten, sich belauern, einander nachlaufen; Gegenbewegungen, Einigkeit und Kontroverse; sich hetzen und gegenseitig beruhigen.
     Instrumentale und menschliche Eigenarten, musikalisch beziehungsweise kompositorisch ausgedeutet, beinhaltet dieses Duo - diese LIAISON.

          Dauer: ca. 8 Min.      Bote & Bock     

70. Kleinwelt

    für Klavier (1992) oder für zwei Vibraphone       (nach dem Bildtitel "Kleinwelt" von Paul Klee)                 

Die Radierung "Kleinwelt" (schwarz-weiß) von Paul Klee entstand 1914. Das Motiv wurde als Schöpfungsvorgang gedeutet. - Und ich komponierte meine "Kleinwelt" 1992.

Es handelt sich um ein relativ unbekanntes Bild von Paul Klee. Zufälligerweise stieß ich in einem Katalog darauf. Titel und Gedanke der Radierung von Klee haben mich sofort inspiriert. Das Bild zeigt eine komplexe, dichte , fast enge "kleine Welt" in der ein Mensch lebt, leben kann. Und ich habe diese "Kleinwelt" auch auf mich bezogen: Meine kleine Stadt, meine Familie, mein Haus und mein Arbeitsraum, in dem ich komponiere und spiele und nachdenke - über meine Arbeit, über mein (das) Leben etc. Es ist eine kleine, meine private Welt.

Mein Musik-Stück ist relativ ruhig, mit wenigen, kurzen Ausbrüchen; es ist meist im Piano oder Pianissimo und hat auf dem Klavier (oder in der Fassung für zwei Vibraphone), einen geringen Tonumfang. Also auch diesbezüglich eine (meine) "Kleinwelt".

"Kleinwelt" für Klavier - ist dem Freund Friedrich Meyer gewidmet.

          Dauer: ca. 11 Min.      Ed. Lienau 40210      Ed. Zimmermann 31540     

71. Drei Rufe

    für 3 Posaunen (1993)                  

RUF I und III komponierte ich zu einem Festakt des Germanischen Nationalmuseums-Nürnberg im Juni 1993. Danach schrieb ich noch einen II. Satz hinzu. Fazit: R/I-U/II-F/III.

Zwischen den beiden signal- und fanfarenartigen RUFen I und III, steht RUF II in vorwiegend solistischer Art.

Auf strukturelle Hinweise/Erklärungen möchte ich verzichten.

Der prächtige Klang dieser drei Posaunen möge das Publikum ebenso erfreuen wie den Komponisten dieser RUFe.

Helmut Lederer gewidmet.

          Dauer: ca. 8 - 9 Min.      Bote & Bock     

72.  Panorama

    für einen Jazz-Klarinettisten und sechs Kammermusiker (1993)                  

Immer wider bewegt es mich, in größeren Abständen, den Jazz mit der Kunst-Musik zu verschmelzen.

Zunächst reizt mich bei dieser Konfrontation der stilistische Kontrast, aber auch Improvisation und Komposition in eine Art Synthese oder Fusion zu bringen. Also: Nicht entweder-oder, sondern sowohl-als-auch = Miteinander.

Puristisches Kunst-Denken (eine besondere Spezialität gerade unseres Landes), hat nach wie vor Schwierigkeiten mit derartigen un-artigen Kreationen. Es gibt noch keine Schubladen, in welchen solche artifizielle Scheinehen zu platzieren sind. Doch gerade diese "gefährlichen" Wege, (wie einer kürzlich meinte, als ich - wie so oft - den Jazz in meine Klavier-Improvisation integrierte), beschreite ich gerne, weil ich dadurch in art-fremde Gegenden gelange, die mir ein anderes, neues PANORAMA mit interessanten Aspekten zeigen.

Der KLARINETTIST interpretiert und improvisiert in meinem Stück stets aus der "Sicht" des Jazz; dies ist seine Tonsprache, seine Klangrede. Das ENSEMBLE (die sechs Kammermusiker) spielt in anderer Weise einen klassisch-orientierten, differenzierten Text, ohne Jazz-Ambitionen.

Durch das Wesensfremde dieser individuellen Dialekte, erreiche ich eine, mir wichtig erscheinende, "positive" Reibung - vielleicht einen dritten Strom. Jedenfalls ein Panorama der Möglichkeiten - in einer relativ intoleranten Welt des Zusammenlebens - auch des Zusammenspiels.

Da wäre noch ein formal-struktureller Hinweis auf zwölf ineinander übergehende "Aspekte", (unterbrochen durch einen kurzen Alleingang der Klarinette), denen wiederum ein "blue-note"-artiges Tonmaterial, bzw. Intervall-Gebilde, das ganze Stück bestimmend, zugrunde liegt.

Ausschlaggebend für dieses Stück war (ist) die Fähigkeit, des in allen stilistischen Bereichen gewandten Klarinettisten unseres Ensembles - Norbert Nagel.

          Dauer: ca. 14 Min.      Peer-Musikverlag     

73. Hands, Woods and Sticks

    für Holzschlaginstrumente und einen Spieler (1993)                  

Holzschlaginstrumente haben mich seit langem besonders interessiert. Deshalb konzentrierte ich mich in diesem "Rondo" ausschließlich auf diesen Klangcharakter (mit einer diskreten Ausnahme am Ende des Stückes).

          Dauer: ca. 7 - 8 Min.      Ed. Zimmermann 31420     

74. In der Stille der Zeit

    für Orgel (1994)                  

Vor einiger Zeit hörte ich ein Programm mit zeitgenössischer Orgelmusik. Auffallend war die Bevorzugung ähnlicher Dramaturgien: Auf schnelle Bewegungen folgten langsame, auf laute Stellen kamen leise, und tiefe Tonbereiche wechselten in hohe - und umgekehrt. Diese vorhersehbaren Kontraste stimmten mich sehr nachdenklich. So versuchte ich, meine Konzentration bei einem neuen Orgelwerk auf "eine" bestimmte Konsequenz zu lenken. Das Ergebnis: Im Frühjahr 1994 komponierte ich zu Klaus Hashagens 70. Geburtstag eine Musik "In der Stille der Zeit".

Es ist ein zartes, leises, in vorwiegend tiefen Klangbereichen dahinschreitendes Stück geworden, unterbrochen durch rückblickende, stillstehende Klangsäulen. Klare, schlichte, fast klassisch anmutende Kontrapunktik, transparente Harmonik, entspanntes, rhythmisches Atmen, sollen eine gewisse atmosphärische Stimmung erzeugen. Ob mir dieses "geduldige" Stück nun gelungen ist, bleibt dahingestellt. Welchen Eindruck wird es auf andere Menschen machen? Auf meinen Freund Klaus H.?

          Dauer: ca. 16 Min.      Ed. Gravis 452     

75. Klavier-Spielplatz

    12 Stücke für die Jugend (1994)                  

Schon vor langer Zeit wollte ich eine Reihe von Klavierstücken komponieren, die für Jugendliche (zwischen 10- und 17 Jahren) spielbar sind.

Ich weiß um die Schwierigkeit dieser Aufgabe. Bach, Schumann etc. und später Bartók waren beispielhaft. In jüngerer Zeit haben sich einige zeitgenössische Komponisten bemüht, neue, zu bewältigende Klaviermusik vorzustellen. Im Frühjahr 1994 habe ich mir endlich diesen Wunsch erfüllt und komponierte 12 Stücke für die Jugend.

Titel: "Klavier-Spielplatz".

Jeder Satz hat harmonische, rhythmische, melodische, formale, notatorische Elemente unserer Zeit in sich - und dazu den speziellen Titel: - um schwarz und weiß um - / Wo ist der 12 Ton? / Klang-Zauber / Zwillinge / Seltsamer Traum / Monster / Alte Geschichte / Trommler / Labyrinth / Theater / Sternbild / Trott-Fox /.

Befreundete Klavier-Pädagogen, an Gymnasien z.B., haben spontan Schüler gefunden, die in kurzer Zeit diese Stücke erlernten und zur Aufführung brachten. Ich hoffe, viele junge Menschen haben Freude an diesem "Klavier-Spielplatz".

          Dauer: ca. 24 Min.      Ed. Sikorski 1575     

76. Traktat

    für Kontrabass solo (1994)                  

Traktat: Eine Abhandlung - eine Kontrabassbehandlung.

Ich liefere hier keine Einführung, aber ich gebe Hinweise zur Auf- und Ausführung des Stückes.
     Stichworte, wie folgende, stehen zur Aufforderung und Anweisung am Anfang der Partitur und spornen an:

Spiele fanatisch, hastig, rasend, brutal, markant, hysterisch, aggressiv, rigoros, rücksichts- und erbarmungslos; spiele gehetzt, impulsiv, rabiat, ohne Entspannung.

Es gibt keine Kantilenen mit heilscheinenden Tönen (Vibrati); hin und wieder entsteht eine kurze Ohnmacht, um wieder Kräfte sammelnd Anlauf zu nehmen, zu einem Endspurt-Sport-Sieger/Verlierer-Abspiel. (Ein Monster?)

Am Ziel: Abgerackert, erledigt. Stop & aus!

Kompositionsauftrag der Sparda-Bank Nürnberg.

Lizzy Aumeier gewidmet.

          Dauer: ca. 7 Min.      Ed. Tre Media     

77. Initialen

    Etüde für Klavier (1995)                  

Längst wollte ich einmal eine große, kompositorisch-pianistische Konzert-Etüde schreiben, so, wie sie beispielsweise Franz Liszt zu seiner Zeit vorgestellt hat - und ich eben jetzt in meiner - in unserer Zeit.

Das Stück ist der Familie Daeschler gewidmet. Initialen: D-A-E-S-C-H.

Die INITIALEN (Töne d-a-e-s-c-h) werden einerseits konkret aufgezeigt, andererseits sind sie im Netz aller verarbeiteten 12 (6 + 6) Töne miteinander verflochten. Unentwegte Variationen und Verwandlungen finden statt; die INITIALEN werden kompositorisch strukturiert, unter verschiedenen Aspekten gezeigt und in vielen rhythmischen, harmonischen und melodischen Modi dargestellt. Das Stück kann als eine kompositorisch-pianistische Etüde verstanden werden.

Das Stück ist der Familie Daeschler gewidmet

          Dauer: ca. 9 Min.      Manuskript     

78. Stimmungswechsel

    10 Stücke für Sopran und Klavier (1995-1996)      nach verschiedenen Texten                  

In den letzten Jahrzehnten sind relativ wenige Werke für Gesang und Klavier entstanden. Mich hat es längst gereizt, für diese (klassische) Besetzung endlich einmal zu komponieren und durch den "Auftrag" von Hermann und Hildegard Gumbmann kam zwischen 1995/96 dieser Stimmungswechsel zustande.
     Zehn Stücke für Gesang (Sopran) und Klavier sind es geworden.
     Ich wollte nicht, wie viele meiner "Kollegen", Gedichte von Poeten wie Hölderlin, P. Celan, N. Sachs etc. übernehmen sondern Texte lebender, befreundeter Autoren vertonen.

Stimmungswechsel - 10 Stücke für Sopran und Klavier

  1. Stimmungswechsel  Text: Godehard Schramm
  2. Stillstand  Text: Inge Meidinger-Geise
  3. Junikäfer  Text: Oskar Pastior
  4. Drei Felder  Text: Jürgen Becker
  5. Stück ohne Worte - für Klavier solo
  6. Unterwegs  Text: Gerd Scherm (Gesang solo)
  7. Zwischenbilanz  Text: Peter Hamm
  8. Geschichte  Text: Wolf Peter Schnetz
  9. Das vergessene Wachsen  Text: Habib Bektas
  10. Vom Tuten und vom Blasen  Text: Gabbo Mateen

          Dauer: ca. 27 Min.      Manuskript     

79. Hans Sachs-Spiele

    für Klavier (1996)                  

Der Name SACHS lieferte mir die fünf - den Stücken zugrunde liegenden Töne ES-A-C-H-Es. Jeder dieser sechs Sätze beginnt jeweils in einer anderen, speziellen SACHS-Variante.

Aber nicht nur der Beginn - und hin- und wieder auch der Schluß dieser Stücke, besteht aus diesen variierten SACHS-Tönen, sondern auch die innere Durchführung der ganzen Komposition: also die "Außenwelt der Innenwelt der Außenwelt": SACHS als Ganzes!

Die sechs Titel dieser Spiele sind aus einer rein persönlichen Fantasie/Fiktion entstanden.

  1. "Sachs = Kunst und Handwerk": den Menschen Hans Sachs betreffend, aber auch des Komponisten "Kunst und Handwerk."
  2. "Sachs trifft Luther": ein Dialog aus verschiedenen Aspekten.
  3. "Sachs kontra ...": Sachs gegen andere - andere gegen Sachs - gegen andere Sachs - gegen Sachs andere - Sachs: kontra Sachs kontra.
  4. "Sachs in Chicago": Ein Blues-ähnliches Musik-Vehikel über einen Kraft-Sachs-Baß
  5. "Sachs - der Poet auf dem Schmausenbuck": Da spricht er zu seinen Freunden, Anhängern, in einer, seiner persönlichen Weise und Art.
  6. "Sachs trainiert auf dem Norisring": Die Vorstellung = absurd, möglich, unmöglich, reizvoll, lächerlich, glaubhaft, "Spinnert" - hat mich zu diesem Schlusssatz gereizt.

Sechs Fantasien - Stückspiele - Spielstücke um Hans Sachs herum.

Kompositionsauftrag zum 150-jährigen Bestehen des Bezirkskrankenhauses Erlangen 1996

          Dauer: ca. 15 Min.      Ed. Gravis 766     

80. Entgrenzung

    für Viola solo (1997)                  

"Entgrenzung": Grenzen überschreiten, Grenzen sprengen, indem diese Musik - dieses Stück - formal und stilistisch entgrenzt wird. Kontrastreiche Grenzüberschreitungen, dadurch Entdeckungen neuer, überraschender Musik- und Klangbereiche; außer-"ordentliche" Spiel- und Artikulationsmöglichkeiten der vorwiegend konventionell behandelten Viola. Ein Viola-Neuland, eine unbekannte Viola-Landschaft durch diese "Entgrenzung"

          Dauer: ca. 11 Min.      Manuskript     

81. Drei persönliche Empfehlungen

    für Altblockflöte solo (1997)                  

  1. Glücksprung
  2. Beige
  3. Mini-Rock

          Dauer: ca. 7 Min.      Ed. Moeck 1585     

82. Ausdruck

    für Gitarre solo (1997)                   Dauer: ca. 7 Min.      Ed. Gravis 626     

83. Berge zugespitzt

    für Klavier (1997)      

Das Stück wurde zur Ausstellung mit (Berg-)Bildern von Werner Knaupp komponiert und im Juli 1997 auf der Zugspitze vom Komponisten uraufgeführt. 12 Klang-Berg-Blöcke (Gebirge) wurden in steter Veränderung gestaltet, wobei das Ton/Intervall/Rhythmus/Dynamik-Material einer strengen Planung unterliegt. Zwischen diesen Berg-Formen stehen 11 Ebenen, Höhen und Tiefen in unterschiedlichsten musikalischen Landschaftsbildern.

Dauer: ca. 10 Min.      Manuskript     

84. Hundert Wirbel zum Ende des Jahrtausends

    für vier Trommler (1998)                  

Gedanken:

Schlagzeug! (Warum eigentlich "Zeug"? Wieso nicht Streichzeug, Blas-, Zupf-, Tasten- und Singzeug! Also alles Spielzeug).

Zeug zum Schlagen, um Rhythmen und Klänge zu erzeugen, war für mich von Kindheit an faszinierend. Deshalb widme ich mich in meinem Komponistenleben immer wieder diesem, für mich so wichtigen, Instrumentarium. Da entstanden Stücke für eine ganze "Galerie" von Schlagzeug, für Vibra- und Marimbaphon solo, für Metall- und Holzschlaginstrumente, und jetzt in dieser Zeit: "Hundert Wirbel zum Ende des Jahrtausends" für vier Trommler auf 4 x 5 + 1 Fellschlaginstrumenten. (Und es gibt kein triumphales Ende, sondern ein leises, nachdenkliches).

          Dauer: ca. 9 Min.      Ed. Zimmermann 33660     

85. Technophonie

    für sieben Instrumentalisten (1998)                  

Flöte, Klarinette, Violine, Viola, Violoncello, Klavier, Schlagzeug


  1.         Formaler Ablauf:
           Introduktion.
  2. Vorstellung - der einzelnen Instrumente.
  3. Tutti
  4. Duo - für Flöte und Klavier
  5. Motive
  6. Duo - für Schlagzeug und Klavier
  7. Trio - für drei Streicher
  8. zehn Soli
  9. Bewegungen - der Formationen: Bläser, Streicher, Klavier und Schlagzeug.
  10. Unisono
  11. Gruppen mit Finale.

Technophonie-Fazit: Zehn rhythmisch-klang-technische Etüden, Formen und Formeln, auf instrumentaler, kompositorischer Ebene. Die stets veränderte, maschinell-motorische Innenwelt, bestimmt den musikalischen Aspekt des Stückes.

Klaus Hashagen zum Gedenken

Kompositionsauftrag der Stadt Nürnberg

          Dauer: ca. 12 Min.      Peer-Musikverlag     

86. ZZZ

    Zeus-Zappa-Zorro, Trilogie für Bariton-Saxophon solo (1998)                  

Drei musikalische Portraits sagenhafter, konkreter, fantastischer Erscheinungen.

          Dauer: ca. 8 Min.      Ed. Gravis 630     

87. Cabaza

    für vier Cabazas und vier Spieler (1998)       für Klavier zu 4 Händen      

CABAZA - Klang: kurz, trocken, hell, direkt.

Ideal für mich, ein Stück für vier Cabazas und vier Spieler zu komponieren.

Eine rhythmische Formel  - CABAZA - in unendlichen Verwandlungen durchzieht das Ganze. Gegen Ende gibt es für jeden der vier Spieler, kurze improvisatorische Einschübe und zum Schluß übernimmt ein Xylophon das rhythmische Dreiton-Motiv.

             Dauer: ca. 3 Min.        Ed. Zimmermann ZM 33920    ISMN M-010-33920-7     

88. Mit 20 Fingern

    8 Stücke für die Jugend (1999)      für Klavier zu 4 Händen            

  1. Drauflos.
  2. Ebene.
  3. Drunter und drüber.
  4. Ramavana (Bali-Song).
  5. Jedem das Seine.
  6. E-A Stele für A. E.
  7. Im Einklang
  8. Widersprüche

          Dauer: ca. 19 Min.      Ed. Sikorski 1714     

89. Seligkeiten

    fünf Inventionen für Flöte und Gitarre (1987/99)                  

Der Titel kokettiert mit dem Begriff der Walzer-Seligkeit, all Sätze sind in einem 3er Takt komponiert, der aber durch komplexe übereinandergelagerte Rhythmen nicht immer klar zu Tage tritt. Drei Duosätze werden durch jeweils ein Flöten- und Gitarrensolo "beruhigt".

          Dauer: ca. 10 Min.      Manuskript     

90. Klang-Raum-Klang

    für 9 Instrumentalisten (1999)                  

Klang - Raum - Klang ist ein musikalisches Rundspiel für 9 bzw. 3 x 3 im Raum verteilte Instrumentalsolisten. Alle Gruppen- und Besetzungskombinationen wurden berücksichtigt: Tutti, Sextette, Trios und Soli.

In 12 ein-minütigen Episoden (Teilen, Formen, Strukturen) zieht diese Musik im Raum ihre klangliche Runden

          Dauer: ca. 12 Min.      Peer-Musikverlag     

91. Sinfonia (2002)

    für 10 Blechbläser                  

4 Trompeten, 4 Posaunen, Horn (F), Tuba
    

I. Concerti     

II. Choräle    

III. Aus den Fugen  

(4'15)    

(4')  

(3'30)

                      Einige Gedanken zu diesem Werk:     

  1. CONCERTI - Soli, Gruppen, Tutti, concertieren mit- und gegeneinander, folgen aufeinander, prallen aneinander, werden in- und miteinander verbunden.
  2. CHORÄLE: A1 - B - A2 - C - A3 - D - A4 - E - A5
           Der Hauptchoral A erscheint im Wechsel mit 4 weiteren, unterschiedlichen Chorälen, wie ein Refrain, fünfmal. Eine verbindende Mittelachse des Horn und der Tuba, durchzieht den ganzen Satz.
  3. AUS DEN FUGEN:
           a) ein "Aus" den Fugen.
           b) Themen aus Fugen von J. S. Bach ( aus dem "Wohltemperierten Klavier" I und II) und von mir, gekoppelt, überlagert, kontrapunktiert, variiert und durchgeführt.
           c) aus den Fugen geraten
           Am Ende der Dialog mit Bachs "zwölftönigem" (24.) und meinem eigenen "Dux".

          Dauer: ca. 12 Min.      Ed. Peters 10865a     

92. Gymnastik

    für Saxophon-Quartett (2000)                  

"GYMNASTIK" (griech.) = Leibesübung ohne Geräte,

hier "Geräte"-Übung ohne bzw. mit Leib

"GYMNASTIK": Kompositorische und instrumentale Spielübungen - oder Spielgymnastik für vier Saxophone.

  1. "Gymnastik": rhythmische Bewegungen
  2. "Entspannung": ruhige Bewegungen
  3. "Zwölf variable Übungen" - Quartett: unruhig; Duo: abwechselnd; Solo: schwingend; Duo: fließend; Solo: grotesk; Duo: gehetzt; Quartett: stolpernd; Duo: sprunghaft; Solo: launisch; Duo: sanft; Solo: gleichmäßig; Quartett: Kollektiv.
  4. "Entspannung": ruhige Bewegungen
  5. "Gymnastik": rhythmische Bewegungen und individuelle Bewegungen

Kompositionsauftrag des BR-Studio Franken

          Dauer: ca. 12 Min.      Ed. Peters 10867     

93. Unendlicher Gesang

    für 5 Bläser (Fl. Ob. Kl. Sax. Trp.) (2001)                  

Ein instrumentales Singen in acht stets variierten "Refrains" für die Flöte und sieben "Versen" für Oboe, Klarinette, Sopran-Saxophon und Trompete.

Das 30-minütige Stück unterzieht sich dieser zeitlichen Architektur:

"Refrains" jeweils ca. 1 Minute; "Verse" ca. 2, 3, 4, 5, 4, 3, 2 Minuten.
     Bis zur Mitte des Stückes spielt jedes Instrument alleine, von da an werden die "Verse" von Ton-Punkten und Linien im Pianissimo begleitet.

Der Habitus dieser Musik ist nicht bestimmt durch emotionales, virtuos-effektvolles Wirken, eher des Besinnens, Erzählens, des nach innen gewandten Monologs.

Kompositionsauftrag der Stadt Erlangen zum 1000-jährigen Bestehen.

Meinen Freunden Walther und Annelie Fischer gewidmet.

          Dauer: 33 min.      Ed. Gravis 767     

94. In der Höhe

    für Crotales solo (2001)                  

"In der Höhe verwendet 12 verschieden gestimmte Crotales (kleine cymbelartige Becken), die mit verschiedenen Mitteln zum Klingen gebracht, eine Vielzahl von klanglichen Effekten hervorzaubern.

          Dauer: ca. 4 Min.      Ed. Zimmermann     

95. The unexpected (Das Unerwartete)

    reflection on the 11.9.2001      für Bass-Klarinette solo oder mit Ensemble (7 Spieler)                  

"The unexpected" beginnt mit einem ruhigen ersten Teil - wie ein ruhiges, relativ unbekümmertes Dahinleben. Dieses friedliche Miteinander (Solo & Ensemble) wird abrupt und brutal abgebrochen, erschüttert durch den überraschenden Terrorakt, der sich instrumental ebenso brutal und aggressiv widerspiegelt. Allmählich führt die Musik zurück in den wiederkehrenden Alltag. Aber da hat sich etwas verändert, die Grundstimmung bleibt sehr bedrückt, angeschlagen, verletzt. Es bleibt der Eindruck einer permanenten Gefährdung.

          Dauer: 5,15 Min.      Ed. Zimmermann     

96. Theatermusik

    2. Sinfonie für großes Orchester (2001/2002)                  

Der Titel THEATERMUSIK (quasi meine 2. Sinfonie für Orchester) zum 100-jährigen Bestehen des Fürther Stadttheaters, ist naheliegend, geradezu selbstverständlich.

Die Idee der Stadt Nürnberg und der Oper, mich, als gebürtigen Fürther aufzufordern, zu diesem Jubiläum ein Orchesterwerk zu komponieren, um es den Fürthern als Geschenk anzubieten, finde ich sehr schön.

Fünf Teile hat dieses sinfonische Werk:
     I. "Vorspiel"    II. "Tragödie"    III. "Zwischenspiel"    IV. "Komödie"    V. "Nachspiel".

- Auch hier die klare Planung für das Theater.

Das "Vorspiel": Eine Art Praeludium, oder gar eine Ouvertüre?

Die "Tragödie": Dramatisches Geschehen, Ausbrüche, Kontraste, Aggression, Ohnmacht

Das "Zwischenspiel": Drei Monologe der tiefen Instrumente Baß-Klarinette, Violoncello, Posaune, im Dialog mit dem assistierenden Orchester.

Die "Komödie": Ein Motiv in ständigen Varianten beinhaltet das Ganze. Ein launisches, heiteres, ironisches, groteskes, ausgelassenes Spiel.

Das "Nachspiel": Eine Art Postludium, oder gar ein Abgesang?

Der kompositorische Stil dieser - meiner musikalischen Äußerungen entspricht dieser - meiner Lebensjetztzeit. Es ist eine Kollektion der Erfahrungen.

          3.3.3.3.-4.3.3.1.-S(4 Sp.)-Str.      Dauer: ca. 21 Min.      Ed. Gravis EG 800     

97.  Am Horizont

    Musik für Orgel und Orchester (2002)                  

I. Begegnung II. Gegensätze III. Weite IV. Zwei Welten

Der Auftrag, die Anregung zu diesem Werk, bringt ein Problem mit sich: Orgel und Orchester - Orchester und Orgel!

Wie gehe ich mit diesem philharmonischen Problem um, wie erziele ich einen überzeugenden Dialog?

In Kombination der vier Sätze ergibt sich ein Leitsatz:

"in der Weite begegnen sich am Horizont zwei Welten in ihren Gegensätzen"

Diese Gedanken: Ähnlich wie in meinen Konzerten für Schlagzeug, Violine, Klarinette, Klavier, Posaune, Trompete, Horn und Orchester, hat das Orchester gegenüber dem Soloinstrument keine untergeordnete, begleitende Funktion. Es findet eine bewußte Verzahnung, eine Fusion, ein doppelter Kontrapunkt statt. Freilich: Das Soloinstrument ist die Hauptschlagader in dieser Synchronie.

  1. Begegnung (5 Min.): Gemeinsamer Weg, Trennung, Animation, Stillstand. Begegnung
  2. Gegensätze (6 Min.): Eine Toccata, ein Maschinenstück, "marcato, risoluto, energico". Gegensätze
  3. Weite (7 Min.): Wie ein profaner Choral, Ruhe, aber auch Erregung. Weite
  4. Zwei Welten (8 Min.): Leidenschaftlicher Kontrast. Versuch zu Gemeinsamkeit. Konflikt, Beruhigung, Ausbruch. Zwei Welten

Das Werk ist der Familie Reinhard Daeschler gewidmet.

          1.2.2.2.-4.2.2.-S(3 Sp.) - Str.      Dauer: ca. 26 Min.      Ed. Gravis 831     

98.  Litanei

    für einen Akkord      mit Trompete und Orgel (2003)             Dauer: ca. 10 Min.      Ed. Gravis 910            

99.  Drei Gedichte von Günter Grass

    für Gesang (Mezzosopran oder Bariton) und Klavier (2003)           Dauer: ca. 7,30 Min.      Ed. Gravis 928     

100.  Toccata und Blues

    für Orgel (2003)           Dauer: ca. 10 Min.     Manuskript      

101.  Aufruf

     für Violoncello solo (2004)        Dauer: ca. 6 Min.       Ed. Gravis 940      

102.  Architektur

     für großes Orchester (2004)        3(Picc).3.3(B-Klar).3(Kfg).-4.3.3.1.-Schl(4).Hfe.-Str       Dauer: ca. 23 Min.       Ed. Gravis 941      

103.  Reflexionen

     für Bläseroktett (2005)             2Ob.2Kl.2Fg.2Hr       Dauer: ca. 15 Min.       Ed. Sikorski      

104.  Varianten einer Variante von Mozart

     für Akkordeon-Sextett (2005)            Dauer: ca. 11 Min.      Ed. Sikorski            

105.  Exkursion

     für Klavier            Dauer: ca. 9 Min.      Ed. Sikorski            

106.  VI Gesänge für den Frieden

nach alten Texten      für Vokalquartett (2006-07) (UA 13.7.07 Hilliard Ensemble) Dauer: 12 Min.      Manuskript          

107.  Visionen

     für Bariton, Streichquartett, Harfe und Sopransaxophon (2007) Text: Gerd Scherm Dauer: 14 Min.      Manuskript               

Weitere Werke und Manuskripte (Auswahl)

Typen

    für Alt-Saxophon und Klavier (1949)      oder: Alt-Saxophon und Orchester                  

1948 - ich war damals 18 Jahre alt - komponierte ich während meines Musikstudiums bei Dr. Willy Spilling in Nürnberg, die "Typen" für Saxophon und Klavier.
    

  1. Launisch
  2. Sentimental
  3. Zärtlich
  4. Schwatzhaft

Einige Jahre später instrumentierte ich das Stück für Orchester.

Die erste Aufführung des Duos fand in einem Konzert mit Direktübertragung des Bayerischen Rundfunks (damals noch "Radio München") in Nürnberg statt; 1952 machte ich eine Studioproduktion mit dem Saxophonisten Marcel Perrin als Solisten und den "Nürnberger Symphonikern".

"Typen": ein Jugendstück heiteren, ironischen Charakters in unterhaltsamer Weise. Da gibt es nichts zu erklären. Die Titel der einzelnen Sätze sagen, verraten alles.

          Dauer: ca. 8 Min.      Ahn & Simrock     

Musik für Flöte und Klavier

    (1949)      Manuskript           

Variationen über zwei Themen

    für Streichorchester (1949)                  

Noch während meines Musikstudiums bei Willy Spilling in Nürnberg, komponierte ich 1949 - ich war 19 Jahre alt - die "Variationen über zwei Themen" für Streichorchester.

Ich hatte zu dieser Zeit bereits eine Reihe von Kompositionen vorliegen: Ein "Capriccio" für Klavier und Orchester, eine "Sonate" für Klavier und die - etwas später veröffentlichten - "Typen" für Saxophon und Klavier (bzw. Orchester).

Der damalige Nürnberger Generalmusikdirektor Alfons Dressel, nahm sich 1951 meiner Partitur an und produzierte eine solide Rundfunkaufnahme mit den Opern-Streichern.

Die öffentliche Uraufführung gibt es aber erst heute - nach 41 Jahren - und ich freue mich darauf.

Stilistisch bewegt sich diese Musik freilich noch in dem Erfahrungsbereich der - vier Jahre nach dem Krieg - für mich erreichbaren und heute bereits zur "klassischen Moderne" gehörenden, neuen Musik: Hindemith, Bartok, Strawinsky und Umgebung hinterließen ihre Spuren; aber vielleicht finden sich doch schon einige Heider'sche Eigenwilligkeiten .

Variationen über "zwei" Themen? Diese Extravaganz wollte ich mir leisten: zwei separate, unterschiedliche Themen mit jeweils 5 Variationen - und die 8. Variation besteht aus dem gleichzeitigen Erklingen der beiden Themen. (Eine kontrapunktische Raffinesse).

Ich meine - bei einiger Aufmerksamkeit ist dieses Jugendwerk doch versteh- und durchhörbar. Was meinen Sie?

VARIATIONEN ÜBER ZWEI THEMEN für Streichorchester (1949)

THEMA I - mäßig bewegt
            
             1. Variation - im selben Zeitmaß      
             2. Variation - lebhaft
             3. Variation - ruhig fließend
             4. Variation - keck, bewegt
             5. Variation - Giga (sehr lebhaft)

   THEMA II - frisch und zügig
            
               6. Variation - tänzerisch
               7. Variation - ausgelassen
               8. Variation - Thema I und Thema II
               9. Variation - quasi Fuga (etwas bewegt)
             10. Variation - ruhiger Ausklang

                      Dauer: ca. 13 - 14 Min.      Manuskript     

Sonate

    für Geige und Klavier             Dauer: ca. 18 - 19 Min.      Manuskript     

Toccata 1952

    für Klavier      oder: Orchester                  

Meine TOCCATA 1952 für ORCHESTER ist ein Jugendwerk, das ich im Alter von 22 Jahren am Ende meines Musikhochschulstudiums in München komponierte.

Vorausgegangen waren bereits drei Orchesterstücke: "Capriccio" für Klavier und Orchester, "Variationen über zwei Themen" für Streichorchester, "Typen" für Saxophon und Orchester.
     Die "Toccata 1952" wurde zuerst als Klavierstück veröffentlicht; etwas später entstand dann die Orchesterfassung. Stilistisch bewegt sich diese Musik freilich noch in meinem damaligen Erfahrungsbereich der klassischen Moderne - etwa bei Hindemith, Bartók und Umgebung - aber vielleicht finden sich in dem Stück doch bereits einige Eigensinnigkeiten.

Diese "Toccata" ist ein energisches, lebendiges Stück, das in seiner Urbewegung von rhythmischem Temperament bestimmt ist. Schon das Eingangsmotiv, das sich zu einem einprägsamen Thema entwickelt und sich nach seiner Verarbeitung zu einem ekstatischen Höhepunkt hochschraubt, zeigt den rhythmisch-motorischen Grundcharakter des Stückes.

Aber auch entspannende, etüdenartige leggiero-Spielabläufe stehen im Kontrast zu dramatisch geballten Steigerungen. Und inmitten dieser einfachen A-B-A-Form, ist ein ruhig-schwebender Teil, der in der Art eines Rezitativs, einigen Soloinstrumenten das Wort überlässt. In diesen kurzen Phrasen macht sich durch die Wahl der Intervalle eine frühe Zwölftonanbahnung bemerkbar.

Ich erinnere an mein Vorhaben: Ein spontan wirkendes, komplexes Orchesterwerk sollte diese "Toccata" werden und ich hoffe, mein frühes Opus kann heute, nach so vielen Jahren, noch Aufmerksamkeit erwecken. Jedenfalls darf ich es als Kompliment betrachten, wenn meine Musik von 1952 auf einem Podium 1987 erklingen soll.

          Dauer: ca. 8 - 9 Min.      Ahn & Simrock     

Moment musical

    für Klavier und Streichorchester (1953)      oder: Klaviertrio (Viol. Vc. Klav.)            Dauer: ca. 2,30 Min.      Bosse Edition 501     

Gambenlieder

    für Sopran und 2 Gamben (1954)       Text I. unbekannt, II. Chr. Weise, III. A. Gryphius            Dauer: ca. 9 Min.      Manuskript     

Sonata in Jazz

    für Alt-Saxophon und Klavier (1954)                 

Meine SONATA IN JAZZ schrieb ich 1954. Es war mein erster Versuch, Elemente des Jazz in einen differenzierten, kammermusikalischen Stil einzuschmelzen. Man kann das Stück als eine Jazz-Komposition bezeichnen - es wird nicht improvisiert. Die drei Sätze - Swing, Blues, Boogie - haben gewisse formale Beziehungen zur traditionellen Sonatenform.

          Dauer: ca. 11 Min.      Ahn & Simrock     

Nürnberger Bläsermusik

    für 2 Trompeten und 3 Posaunen (1954)      oder: 2 Trompeten, 1 Horn, 1 Posaune, 1 Tuba             Dauer: ca. 6 Min.      Bote & Bock 22849  Partitur: ISMN M-2025-8067-7 Partitur und Stimmen: ISMN M-2025-8068-4     

Drei Fantasien über Spirituals

    für Orgel (1955)                  

1955 komponierte ich drei Sätze für Orgel. Da ich damals keine Choralvorspiele, Fugen etc. schreiben wollte, suchte ich mir als Themen-Basis einige Negro-Spirituals. Der I. Fantasie legte ich das Spiritual "Somebody's knockin' at yo do' " zugrunde - der II. Fantasie (Passacaglia) - "l'm troubled in mind" - und in der III. Fantasie (Toccata) - sind gleich vier Spirituals verarbeitet: "Joshua fit de battle ob Jerico" - "Who'll be a witness for my Lord" - "Lis'en to de Lams" - "Sinner, please don't let dis harves pass".

Diese Orgelstücke wollte damals niemand spielen und deshalb benützte ich sie einige Jahre später als Ecksätze in meinem Werk RITMICA für Sinfonieorchester und Jazz-Combo. Aber auch diese Komposition wurde seit der Uraufführung 1958 nicht mehr öffentlich gespielt und darum holte ich kürzlich die Ur-Orgelfassung aus der Truhe - und stelle sie heute vor. Ein Jugendwerk.

         Dauer: ca. 12 Min.      Manuskript     

Konzert

    für Trompete, Bariton-Saxophon und Orchester (1956)             Dauer: ca. 12 Min.      Ed. Modern, München     

Divertimento

    für Jazzquartett und kleines Orchester (1957)             Dauer: ca. 8 Min.      MJQ-Music-Inc. New York     

Ritmica

    für Orchester und Jazz-Combo (1958)                  

Der eigentliche Untertitel lautet: "Ritmica" - Kombinationen eines Rhythmus-Themas mit Orchester und Jazz-Combo.

Ich kombinierte ein gegebenes Rhythmus-Thema (von dem amerikanischen Komponisten Gunther Schuller) mit:

a) frei komponierten Musikstücken (Fantasie; Passacaglia; Toccata) unter Verwendung von Negro-Spirituals,

b) streng konstruierten (12-Ton) Strukturen (Struktur I und II),

c) freien Improvisationen (Improvisation I und II).

Also eine Gegenüberstellung verschiedener Musik- (Arten-Techniken).

Dadurch ergaben sich formell folgende Symmetrieverhältnisse (im Ablauf der 7 Sätze)

           THEMA        Fantasie (Spirituals)        Struktur I        Improvisation I        Passacaglia (Spirituals)        Improvisation II        Struktur II        Toccata (Spirituals)          

Für die beiden Improvisationssätze benötigte ich Jammusiker (da heutzutage in keinem anderen Kreis diese Kunst so gepflegt wird). Die Jazz-Combo improvisiert auf rhythmischen Motiven und Themen des Rhythmus-Themas, über die Harmonien der (in den freien Kompositionen verwendeten) Negro-Spirituals.

Die Rhythmen des 30-taktigen Themas sind bei den Strukturen fast "wörtlich" in melodische und harmonische Elemente übersetzt.

Ich wollte eine Musik schreiben, die sich nicht dogmatisch an eine gewisse Kompositionstechnik klammert, sondern die sich je nach Bedarf ihre Art ganz unwillkürlich und natürlich selbst auferlegt. So die freien Sätze mit den geborgten Themen, die Strukturen - und (der Zurücktritt des Komponisten vor den Improvisatoren) - die Improvisationen.

Kompositionsauftrag des Norddeutschen Rundfunks - Hannover

          Dauer: ca. 25 Min.      Ahn & Simrock     

Essay in Jazz

für Saxophon-Quartett ; (1958/1998)         Dauer: ca. 4 Min. Edition Modern 3106       ISMN M-2000-0106-8         für 4 Bläser, Gitarre, Bass und Drums (1958)           Edition Modern M 949 E für Akkordeon-Quartett / Einrichtung: Herbert Bausewein (1997) Edition Modern 3105     ISMN M-2000-0105-1     

Sensemayá

    3 Stücke für dreistimmigen gemischten Chor, Klarinette und Bongos (1960)      Text: Nicolás Guillén                  

Wie kommt ein Komponist zu "seinem" Text:? Er sucht bis er ihn findet, oder er stößt ganz zufällig darauf, ohne direkt danach gesucht zu haben. (Das ist dann so etwas wie "Liebe auf den ersten Blick"). - So ist es mir mit den Gedichten von Nicolás Guillén ergangen: ich blätterte in den Bänden "Rumba Macumba" und "Schwarzer Orpheus" - Afrocubanische Lyric - stieß auf die Gedichte von Guillén (mit den deutschen Übersetzungen von Jahnheinz Jahn) und wusste sofort: diese Worte werde ich komponieren.

Es sollten transparente, sehr rhythmische Chorstücke werden. Eine einfache Musik, bei der der Text tatsächlich verständlich bleibt. Und zum Gesang eine Klarinette und ein Bongo-Spieler.

Die drei Chorstücke haben folgende Titel:

  1. Ein Lied für Antillenkinder
  2. Ich ging einen Weg entlang
  3. Sensemaya (Gesang um eine Schlange zu töten)

          Dauer: ca. 10 Min.      Bosse Edition 105     

System I

    für einen Schlagzeugsolisten und drei Assistenten (1974)                  

Es handelt sich um eine Improvisationsanleitung.
     Man improvisiert (fantasiert) - räumlich verteilt - nach einer aufgezeichneten Spielanweisung. Das System einer Systemlosigkeit. Die drei Assistenten sind sozusagen "der Rahmen um das Bild" des Solisten

          Dauer: ca. 5 Min.      Manuskript     

System III

    für 6 + 4 + 1 Instrumentalisten (1976)                  

"System" (griech.) = Zusammenstellung; Gliederung; nach einem gewissen Gesichtspunkt geordnetes Ganzes.
     Hier: Die Basisstruktur - das System einer Improvisationsanleitung für Musiker aus den Bereichen des Jazz, der Konzertmusik, des Beat-Rock-Pop, der Elektronik.
     Es wird versucht zu kommunizieren, zu integrieren, auch zu konfrontieren. Ein "Libero" (Synthesizer) zieht ein Klangband, je nach Gruppenbesetzung verschiedene Impulse gebend, durch das ganze Stück. Ein unaufhörliches, undurchschaubares Stück, dauernd beweglich in seiner Mimik und wie ein Perpetuum mobile scheinbar ohne Energiezufuhr ständig Leistung abgebend.

          Dauer: ca. 12 Min.      Manuskript     

Vice versa

    "Getou fir drei Leit" für Sopran, Tenor und Bass (1980)      Text: Werner Heider                  

 "vice versa" ist eine musikalische Szene in fränkischem Dialekt. Dem Volksmund abgelauschte Worte und Redensarten zu einem alltäglichen Geschehen sind in exakter rhythmischer Form komponiert. Es handelt sich um den spielerischen Versuch zweier Männer sich einer Frau zu nähern: ein heiter-drastischer Doppelflirt. Die Frau bleibt während des Spiels in der Mitte auf der Bühne. Man(n) nähert sich von außen, von links und rechts. Dann auf dem Höhepunkt des Geschehens sind die Personen dicht an dicht. Doch es kommt zu keiner Entscheidung. Altfränkisch klingendes Zitherspiel, als Collage von Kassettenrecordern, überbrückt die Situation. Man(n) entfernt sich wieder, langsam, "vice versa". Auch die Musik und der Text laufen zurück, exakt gespiegelt.

          Dauer: ca. 8 Min.      Ed. Sonoton     

Percussion-Painting

    für zwei Schlagzeuger (1988)                  

Ich habe hier eine graphische Vorlage (einen Plan, eine Architektur, einen Rohbau, eine Struktur, eine Form) geschaffen, die von den Ausführenden quasi auszumahlen, auszufärben ist, wobei das verwendete Material, die Dauer, sowie die Dynamik vorgegeben sind. Eine Idee, die den Interpreten - innerhalb eines strengen Bezirks - Spielraum zur klanglichen Entfaltung läßt.

          Dauer: ca. 7 Min.      Manuskript     

Martius-Dokument

    für Klavier (1994)           Dauer: ca. 10 Min.      Manuskript     

Zugabe

    für Klarinette solo (1995)           Dauer: ca. 1,30 Min.      Manuskript     

Fly Butterdance (oder Dance Butterfly)

    für zwei Violinen (1988/97)           Dauer: ca. 5 Min.      Ed. Moeck     

Bruchstück

    für Violoncello solo (1995)           Dauer: ca. 2,30 Min.      Manuskript     

Run

    für Klavier (1995)           Dauer: ca. 1 Min.      Manuskript     

Unikat

    Ton-Sprache für Orgel (1995)                  

Kommentar: Ein kleines heiteres-lustiges Stückchen für einen spielenden und gleichzeitig sprechenden Musiker, eventuell als Zugabe o.ä. verwendbar

          Dauer: ca. 1'50 Min      Manuskript      

"polkamanisch"

    für Sopranblockflöte solo (1998)      für 2 Vibraphone             Dauer: ca. 3 Min.      Ricordi-Verlag Nr. 2616     

Bei Gelegenheit

für Flöte solo  Früher unter dem Titel: Fünf Stücke für Flöte solo

  1. Auf-Trumpf
          (1975) ca. 1,30 Min.
  2. 70 Töne zum Millenium
          (1999) ca. 2 Min.
  3. Lebenslinie
          (2001) ca. 2 Min.
  4. Konzept
          (2002) ca. 1,20 Min.
  5. Vernissage
          (2003) ca. 1,30 Min.

Diese fünf Flöten-Miniaturen habe ich zu bestimmten, persönlichen Anlässen komponiert. Sie sind mir ein besonderes Anliegen.

Heinrichshofen N 2589 - ISMN M-2044-2589-1     

3 x 2 Stimmen

    für 2 Alt-Blockflöten (2003)           Dauer: ca. 4 Min.       Heinrichshofen     

Unsere Dichter

    Eine Widmung - für acht Sprechstimmen und Schlagzeug (ad lib.) (2003)           Dauer: ca. 4 Min.     Manuskript     

Präsent

    für Klavier     In memoriam Niccolo Castigioni (1932-1996)     

Niccolo Castiglioni kannte ich seit den fünfziger Jahren. Wir waren befreundet, aber unsere Beziehung fand seitdem nur auf dem brieflichen Wege statt. Ich habe seine Musik, die ich sehr schätze, einige Male aufgeführt. Seine helle, transparente, frohsinnige Musik erinnert mich an einen italienischen Haydn.

    Dauer: ca. 5 Min.     Manuskript                

Memorandum für Werner Jacob

     für Orgel (2006)        Dauer: ca. 3 Min.       Ed. Gravis 1023     

Broken Songs

     für einen Jazz-Gitarristen und sieben Kammermusiker (2006)       Dauer: ca 13 Min.       Manuskript     

Report

     für 2 Jazz-Solisten (Sax. und Git.) und sieben Kammermusiker (2006)       Dauer: ca. 11 Min.       Manuskript     

Klavierstück mit Rückert-Lied

     für Bariton und Klavier (2007)       Dauer: ca. 4 Min.       Manuskript     

Aphorismen

     für Fölte solo (2007) (zu Orlando di Lasso's "Lamentationes")       Dauer: ca 5 Min.       Manuskript             Texte vom Komponisten Werner Heider,


Zusammengestellt nach den Angaben vom Komponisten Werner Heider von Josef Forster, Musikbibliothekar a.D. e-Mail

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von Josef Forster